Oft sind es nur Rate-Agenturen
Wie in jeder Finanzkrise zuvor wächst die Kritik an den Rating-Agenturen. Denn die Oberlehrer am Kapitalmarkt liegen oft falsch, wirken krisenverstärkend und haben ohnehin Vertrauen verspielt, weil sich einige in der Vergangenheit zu Gefälligkeits-Gutachten hinreißen ließen.
Ihre unglaubliche Macht steht in krassem Widerspruch zu ihrem wahren Nutzen, denn der ist gering. Oft genug entpuppen sie sich als Rate-Agenturen, die letztlich auch nicht viel mehr tun, als den Finger in den Wind zu halten.
Es ist deshalb nachvollziehbar und richtig, wenn Ökonomen und Politiker dazu auffordern, die Agenturen nicht zu überschätzen - und wenn die EU ihrem Treiben enge Grenzen setzt. Der Vorschlag allerdings, ihnen eine staatliche Rating-Agentur entgegenzusetzen, die "unabhängig" arbeitet, ist nicht überzeugend. Denn diese Bonitäts-Bewertungs-Anstalt würde zwangsläufig ebenfalls falsche Einschätzungen vornehmen. Und sie würde den Herdentrieb genauso stark fördern wie die privaten Agenturen. Gerade der Staat wäre indes schlecht beraten, die Illusion zu verbreiten, unter seiner Führung gebe es weniger Risiken bei der Geldanlage.
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