Tabuzone Schule Piraten sind gegen generelles Handyverbot an Schulen

Im Landtag ziehen die Piraten gegen ein generelles Verbot zu Felde. Das führt zu einer lebhaften Debatte um das Pro und Kontra.

Düsseldorf. Es war eine gute Tageszeit, auch für Schüler nach dem Unterricht: Zwischen 15 und 16 Uhr hätten sie sich Mittwoch über ihr Smartphone in den Livestream des Landtags, in die Übertragung der Debatte einklinken können. „Kein generelles Handyverbot an Schulen in Nordrhein-Westfalen“, forderte da die Piratenpartei in ihrem Namen. Und stellte dabei die Lehrergeneration als aus der Zeit gefallen dar. Argument: Während junge Menschen diese Technologie komplett in ihren Alltag integriert hätten, nähmen die meisten Lehrkörper intelligente Mobiltelefone als potenziell störend im Schulalltag wahr und verbannten sie.

Von einem generellen Verbot könne doch überhaupt keine Rede sein, konterten Redner der anderen Parteien. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) betonte, dass es da keine Vorgabe der Landesregierung gebe. Schulen stellten eigenverantwortlich die Regeln auf, nach denen die Nutzung privater Geräte im Rahmen des Unterrichts geschehe. „Die neuen Medien sind Werkzeuge, aber kein Allheilmittel“, hielt Löhrmann den Piraten entgegen. „Bei Ihnen habe ich den Eindruck, dass das was von Fetisch hat.“

Dass an manchen Schulen die Handys vor Unterrichtsbeginn eingesammelt werden, dafür kann es durchaus gute Gründe geben. Hans Feuß (SPD) zählte einige auf: Im Unterricht komme es etwa durch das Aufrufen von Facebookseiten zur Ablenkung. In den Pausen gehe die direkte Kommunikation verloren. Auch dürfe man nicht die Gefahr des Cybermobbings, zum Beispiel durch das Verbreiten kompromittierender Aufnahmen oder Videos kleinreden. Und dann gab er den Piraten auch noch politisch einen mit: „Sie solidarisieren sich mit den Schülern, damit Sie deren Stimmen bekommen, um länger im Parlament bleiben zu können.“

Annette Bunse von der CDU sagte, dass sie den Antrag der Piraten zunächst für einen Aprilscherz gehalten habe. Ein generelles Handyverbot gebe es doch gar nicht. „Ihr Weckruf geht an der Realität vorbei“ rief sie den Piraten zu. Das Mitbringen eigener Geräte und deren Integration in den Unterricht werde doch längst gelebt. Erfolgreiches Lernen setze aber mehr als ein technisches Endgerät voraus. Wichtig sei die Akzeptanz aller Beteiligten vor Ort.

Sigrid Beer von den Grünen findet die didaktische Einbettung von Medien wichtig. Doch sie bringt auch ein Argument, mit dem sie vielen Eltern aus der Seele sprechen dürfte, die ihren Nachwuchs daheim nur noch mit dem Handy in der Hand sehen. Auch für die „Generation Wisch und Klick“ müsse es smartphonefreie Zeiten geben, Smartphonesucht müsse vorgebeugt und stattdessen ein medienkritischer Umgang erlernt werden.