Privat-Uni droht das Aus

Das Land streicht die Zuschüsse für Witten-Herdecke und fordert sogar Geld zurück.

Düsseldorf/Witten. Das Land NRW streicht Deutschlands ältester Privat-Universität Witten-Herdecke die Fördergelder. Die seit Jahren unterfinanzierte Hochschule könnte damit in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. "Dadurch wird sich die angespannte finanzielle Situation der Hochschule weiter verschlechtern", erklärte NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).

Die Universität sei nicht in der Lage gewesen, eine ordnungsgemäße Geschäftsführung nachzuweisen, teilte das Wissenschaftsministerium zur Begründung des Schritts mit. Weder für 2009 noch für die darauf folgenden beiden Jahre habe sie einen verlässlichen, testierten Wirtschaftsplan vorgelegt.

Deshalb würden die im Haushalt 2008 vorgesehenen Fördermittel von 4,5 Millionen Euro einbehalten. Außerdem fordere das Land rund drei Millionen Euro Fördergeld für 2007 zurück, weil die Hochschule in dem Jahr mehr eingenommen habe als ursprünglich angegeben.

Ende August hatte die Hochschule bereits ihren Hauptsponsor, die Düsseldorfer Unternehmensberatung Droege International, im Streit verloren. Der Sponsor hatte zuvor über Jahre verteilt zwölf Millionen Euro versprochen.

Der Universitäts-Vizepräsident Maxim Nohroudi hatte damals betont, die Hochschule sei finanziell auch ohne den Sponsor stabil. Droege hatte damals schwere Vorwürfe gegen die Uni erhoben. So habe die Hochschule Zusagen nicht eingehalten, hieß es vor vier Monaten. Die Uni habe sich verpflichtet, weitere Sponsoren einzuwerben.

An der 1983 gegründeten Universität mit anthroposophischer Grundausrichtung studieren derzeit rund 1100 Menschen. Obwohl ein Studium zwischen 10 000 und 45 000 Euro kostet, fehlen der Universität Millionen. Die Deckungslücke im Etat soll nach früheren Angaben über zwei Jahre verteilt 7,5 Millionen Euro betragen. Hinzu kommen jetzt die entgangenen 4,5 Millionen Euro vom Land für das zu Ende gehende Jahr und die Drei-Millionen-Rückzahlung für 2007.

Die Universität habe es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, eine dauerhafte strategische Partnerschaft mit einem Großsponsor zu entwickeln, erklärte Pinkwart. Damit wiederholte er Vorwürfe, die der ehemalige Sponsor Droege bereits im August erhoben hat. Da die Uni trotz wiederholter Aufforderung keinen testierten Wirtschaftsplan vorgelegt habe, sei das Land gezwungen, so zu handeln.

Die SPD-Landtagsfraktion forderte die Einsetzung eines staatlichen Verwalters. Die NRW-Grünen-Fraktion sprach vom "Scheitern" der Universität.

Die Universität kündigte "eine juristische Prüfung des Vorgehens des Innovationsministeriums" an. Man habe durchaus einen "durch einen Wirtschaftsprüfer plausibilisierten Plan für die Jahre 2009 bis 2011 vorgelegt". Auch wenn darin Risiken enthalten seien. Die Finanzkrise mache nun mal auch nicht vor der Universität und ihren Spendern halt. Auch der Vorwurf einer nicht ordnungsgemäßen Geschäftsführung werde "entschieden zurückgewiesen".