"Prozesse-Dieter" in Ratingen widerstandslos festgenommen
Der streitbare Sozialhilfeempfänger hatte in der vergangenen Woche eine Haftstrafe antreten sollen. Er war aber abgetaucht und wurde deswegen mit Haftbefehl gesucht.
Düsseldorf. Der als "Prozesse-Dieter" bekannt gewordene Sozialhilfeempfänger aus Ratingen ist am Freitag festgenommen worden. Der 71-Jährige sei in der Nähe seiner Wohnung auf der Straße von Polizisten erkannt und dingfest gemacht worden, berichtete die Polizei in Mettmann am Freitag. Der Mann mit dem zweifelhaften Ruf, Deutschlands "Prozesshansel Nr. 1" zu sein, hatte in der vergangenen Woche eine Haftstrafe antreten sollen, war aber abgetaucht und deswegen mit Haftbefehl gesucht worden. Er sei in den frühen Morgenstunden mit einer Tasche unter dem Arm widerstandslos aufgegriffen worden - nach eigenen Angaben war er auf dem Weg zum Gefängnis. Weil er Justiz- und Sozialamtsmitarbeiter reihenweise und mehrfach beleidigt hatte, war der streitfreudige ehemalige Sportlehrer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. "Prozesse-Dieter" sei zunächst in ein Düsseldorfer Gefängnis gebracht worden, sagte der Düsseldorfer Staatsanwalt Mathias Proyer. "Die Gelegenheit, sich selbst zu stellen, hat er verbraten." Ein neues Verfahren drohe dem selbst ernannten "König der Kläger", der die Justiz bereits mit rund 230 Gerichtsverfahren in Atem gehalten hat, deswegen jedoch nicht. "Um Gottes Willen!", meinte Proyer. Es sei nicht strafbar, zum Haftantritt nicht zu erscheinen, verschlechtere allerdings die Chancen auf Hafterleichterungen oder frühzeitige Entlassung. Der Ratinger hatte sich jahrelang mit Behörden und Justiz angelegt. Versagte ihm das Sozialamt seine Wünsche, zog er regelmäßig vor Gericht. Der ehemalige Sportlehrer hatte sich so unter anderem eine Klobürste und neue Unterhosen vom Sozialamt erstritten. Im Gerichtssaal war er schon mit der T-Shirt-Aufschrift "Asozial ist geil" erschienen. Seinen Haftantritt hatte er immer wieder hinauszögern können. Die Staatsanwaltschaft stellt sich nun bereits auf neue Ideen des klagefreudigen Seniors ein. "Sicher gibt es in der JVA Papier und Bleistift. Mal sehen, was er macht, wenn ihm die Zeit lang wird", meinte Proyer.