NRW Rainer Maria Woelki mahnt zur Besonnenheit

Der Kardinal, der am Abend der Silvesterausschreitungen eine Messe im Kölner Dom feierte, ist erschrocken über die Spaltung der Gesellschaft. Er warnt vor Diskriminierung und Rassismus.

Kardinal Woelki warnt vor Diskriminierung und Rassismus.

Foto: Oliver Berg

Köln/Düsseldorf. Gewissermaßen vor seiner Haustür haben sie sich abgespielt - die gewaltsamen Übergriffe in der Silvesternacht. Kardinal Rainer Maria Woelki hat nun vor Journalisten in Düsseldorf Stellung genommen, wie er das Geschehen erlebt hat und welche Folgen sich für ihn daraus ergeben.

In der Silvesternacht eskalierte die Situation auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs.

Foto: Markus Boehm

„Ich war persönlich im Dom, feierte am Silvesterabend um 18.30 Uhr die Messe. Schon da fühlte ich mich durch die Böllerschüsse gestört und wunderte mich, dass das schon so früh anfing.“ Als er dann später erfuhr, was passiert war, habe ihn das fassungslos gemacht. Die Gesellschaft müsse dafür Sorge tragen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Sein Mitgefühl gelte den Opfern der Übergriffe, „die durch entwürdigende Attacken und Berührungen zutiefst verletzt wurden“. Die Gesellschaft müsse gegen jede Art von sexuellen Übergriffen und Sexismus vorgehen.

Er selbst und seine Mitarbeiter würden wegen der unterstützenden Haltung der Kirche für Flüchtlinge „aus rechten oder braunen Kreisen mit Hassattacken in sozialen Medien überzogen.“ Für ihn sei erschreckend zu sehen, „wie ein solches Ereignis auf einmal eine Gesellschaft spaltet und destabilisiert“.

Man dürfe sich nicht vorschnell zu irgendwelchen Urteilen hinreißen lassen. Die Ereignisse müssten aufgeklärt werden und dann die notwendigen Konsequenzen gezogen werden - orientiert an den „Maximen, die sich der Rechtsstaat selbst setzt“. Dabei müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.

Dass man nicht einfach alle Flüchtlinge für die Taten in die Haftung nehmen dürfe, macht der Kardinal mit einem Vergleich deutlich: So seien zwar auch tausend randalierende betrunkene Fußballfans natürlich tausend zu viel, aber mit Hinweis auf diese könne man doch auch nicht die anderen Hunderttausenden, die samstags in die Stadien gehen, an den Pranger stellen.

Es dürfe keinen Platz geben für Diskriminierung und für einen aufkommenden Rassismus. Woelki: „Maßstab ist und bleibt die Menschenwürde, die unabhängig von Religion, Nationalität, Hautfarbe einen jeden Menschen qua Menschsein zukommt“.