RWE: Im Sommer drohen mehrtägige Stromausfälle

Der Konzern fordert neue Kraftwerke, um Versorgungslücken zu verhindern. Minister Gabriel: „Es gibt keine Engpässe.“

<strong>Essen. Ausgerechnet am Tag, als im US-Bundesstaat Florida durch einen massiven Blackout vier Millionen Haushalte ohne Strom dastanden, schlug der Energieversorger RWE Alarm: "Im europäischen Netz drohen mehrtägige Stromausfälle schon in diesem Sommer, die auch Deutschland hart treffen können", sagte gestern RWE-Chef Jürgen Großmann. Mittlerweile reiche "das Zusammentreffen eines trockenen Sommers mit wartungsbedingten Ausfällen einiger Kraftwerke aus, um die Versorgung zu gefährden". Um Engpässe zu verhindern, verlangte er mehr Genehmigungen zum Bau neuer Kraftwerke. "Dazu müssen die Politik und auch die Bürger ihren Widerstand aufgeben", betonte Großmann. Wie der RWE-Chef forderte auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) den Bau neuer Kohlekraftwerke und längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Jeder längere Stromausfall verursache volkswirtschaftliche Milliarden-Schäden, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf.

Studie warnt vor heftigen Blackouts durch marodes Netz

Das Bundesumweltministerium wies die Warnungen zurück. Der Essener Konzern widerspreche den Angaben der eigenen Branche, die für 2007 trotz überwiegender Abschaltung von vier Kernkraftwerken deutliche Stromüberschüsse ausweise, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). "Alle Zahlen zeigen, dass von einer Stromlücke keine Rede sein kann." Drastische Kritik kam von den Grünen im Bund. "Das ist Panikmache in eigener Sache, was der RWE-Chef Großmann hier betreibt", betonte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn. "Es gibt im Gegenteil riesige Überkapazitäten, die nicht ausgeschöpft oder ins Ausland exportiert werden." Wenn es zu Blackouts kommen sollte, dann aufgrund fehlender Investitionen in den Netzausbau.

Nach einer Studie des "Allianz Zentrum für Technik" drohen tatsächlich durch das überalterte Stromnetz mehrtägige Stromausfälle. Langfristig sei mit "gleichzeitigen Ausfällen und schlimmstenfalls mit einer nicht mehr beherrschbaren Eskalation zu rechnen", so die Studie.

christoph.lumme@wz-plus.de