Schneeschaufel-Test auf dem Bahnsteig: Bahn probt den Winter

Gerade erst haben Herbststürme die Fahrpläne durcheinandergewirbelt, da schlägt die Deutsche Bahn Winterdienstalarm. Als Übung für die kalte Jahreszeit probt die Bahn den Einsatz gegen verschneite Bahnsteige.

Essen. „10 Zentimeter Schnee auf dem S-Bahnhof Essen-Stadtwald“ lautet die Nachricht, die an diesem Novembermontag in der NRW-Winterdienstzentrale der Deutschen Bahn in Essen aufschlägt.

Vier Mitarbeiter sitzen hier und proben - wenn auch erstmal mit imaginärem Blitzeis und Schnee - den Ernstfall. „Wir wollen, dass der Reisende möglichst gar nicht merkt, dass Winter ist“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. So gilt es, so gut wie möglich darauf vorbereitet zu sein, dass der Winter auch zugeschneite und glatte Bahnsteige bringen wird.

Schließlich muss die Bahn wie jeder Hauseigentümer dafür sorgen, dass Wege auch bei Glätte und Schnee unfallfrei zu begehen sind. So nehmen die Mitarbeiter die Winterübung auch bei herbstlichen Plusgraden und Sonnenschein bitterernst. 33 Alarme werden in ganz Nordrhein-Westfalen ausgelöst.

In der Zentrale koordinieren Bahnmitarbeiter, dass alles rund läuft mit dem Streuen und Räumen. Sie haben den Wetterbericht, Webcams und Satellitenbilder im Blick - und mehr als 1000 Bahnhöfe und Gebäude der Bahn. Auch die Nachricht vom plötzlichen „Schneefall“ auf dem Essener Bahnhof wird hier in eine Datenbank eingegeben und erreicht per SMS die zuständigen Kollegen eines 900-köpfigen-Mitarbeiterstabs im Schneeschaufel-Dienst.

Knapp 50 Minuten später sind sie vor Ort: Mehrere Bahnsteigpflegekräfte in orangen Warnwesten mit ihren Räummaschinen, Streugeräten und Schaufeln. Der Zentrale in Essen melden sie sogleich ihre Ankunft - die SMS übermittelt als Nachweis automatisch die GPS-Daten der externen Einsatzkräfte. Bei Eis und Schnee fahren sie bis zu sieben Schichten am Tag. Rund um die Uhr seien sie einsatzbereit, berichtet Rebecca Albri, Leiterin der Winterdienstzentrale der Deutsche-Bahn-Tochter DB Services.

Mit Engpässen beim Räumen und Streuen bei besonders heftiger Winterwitterung nicht: Schneit es im ganzen Land, könnten immer noch drei Einsätze pro Bahnhof täglich gefahren werden. Darüber hinaus stehe für solche Fälle eine Reserve von 300 Mitarbeitern bereit. Am Stadtwald-Haltepunkt wirft Bahnhofsmanager Karl Drews, Herr über 55 Bahnhöfe im Ruhrgebiet, einen kritischen Blick in das Einsatzfahrzeug: Hier sind wie vorgesehen kiloweise Splitt und Salz geladen, dazu Geräte und Maschinen für den Räumdienst.

Drews prüft auch, ob die Mitarbeiter auch an den entsprechenden Schulungen der Deutschen Bahn teilgenommen haben, stellt fest, dass der Räumplan an einigen Stellen veraltet ist. „Hier wurden Wartehäuschen aufgestellt. Das muss nachgetragen werden“, mahnt er. „Aber sonst scheint alles in Ordnung zu sein“, ist er zufrieden. Der Essener Trupp könnte also loslegen. „Fehlt nur noch der Schnee“, sagt ein Mitarbeiter.