Solingen: Bühne für Extremisten
19 Jahre nach dem Brandanschlag auf die Familie Genç steht die bergische Stadt wieder im Fokus.
Solingen. Die Stadt Solingen ist wieder in den Schlagzeilen. Das ist ein herber Rückschlag für eine Stadt, die seit 19 Jahren erhebliche Anstrengungen unternimmt, nicht im Fokus zu stehen.
Als 1993 bei einem Brandanschlag fünf türkische Frauen und Mädchen starben, wurde Solingen für viele zum Synonym für Ausländerfeindlichkeit. Die Stimmung damals in der 160 000-Einwohner-Stadt im Bergischen Land war über Wochen durch Proteste aufgebrachter Türken aufgeheizt — massive Polizeipräsenz gehörte zum Stadtbild.
Daran fühlte sich am Maifeiertag so mancher erinnert. Hundertschaften waren im Einsatz, als es bei einer Kundgebung der rechtsgerichteten Partei Pro NRW zu Ausschreitungen mit radikal-islamistischen Salafisten kam.
Am Tag danach bemühen sich die Verantwortlichen in Solingen um Schadensbegrenzung — im Wissen darum, dass nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft der Großteil der Rechten und der Salafisten nicht aus Solingen stammt. „Unsere Stadt wurde als Plattform der Auseinandersetzung zweier extremer Gruppen missbraucht“, sagte Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU). „Wir leben in Solingen in guter Gemeinschaft und das lassen wir uns nicht kaputt machen.“
In der Nachbarschaft der umstrittenen Hinterhofmoschee an einer der Zufahrtstraßen zur Solinger Innenstadt macht sich Angst breit. Marco Pisaniello fühlt sich schon länger nicht mehr sicher: „Jetzt hat man gesehen, dass die Salafisten gewaltbereit sind.“ In den vergangenen Monaten waren bereits Journalisten angegriffen worden, die sich in der Nähe der Hinterhofmoschee aufgehalten hatten. Mehr als 1000 Solinger haben eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie sich von den salafistischen Aufrufen distanzieren.
Nicht wenige in Solingen blicken mit Sorge auf das kommende Jahr. Dann jährt sich der Brandanschlag zum 20. Mal. Sie fürchten, dass Extreme dieses Datum für ihre Zwecke missbrauchen könnten. Solingen erneut als Bühne?