Studiengebühren: Unis fallen durch

Gebührenkompass: 85 Prozent der Studierenden in NRW fühlen sich schlecht informiert über die Verwendung der Campus-Maut an ihrer Uni.

Düsseldorf/Wuppertal. Es ist gerade zwei Wochen her, da lobte NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Hochschulen im Land für ihren "verantwortungsvollen Umgang" mit den Studiengebühren. Der "Gebührenkompass 2008" des Marketing-Lehrstuhls der Uni Stuttgart-Hohenheim stellt diese Schlussfolgerung jetzt auf den Kopf: Für die Verwendung der Campus-Maut vergaben in der Studie rund 6100 Studierende den 54deutschen Universitäten die Durchschnittsnote 4,55. 85Prozent der Befragten gaben an, sich nicht ausreichend informiert zu fühlen. Kein Wunder, dass fast 70 Prozent für die Abschaffung der Studiengebühren plädieren. Die 13NRW-Standorte erhalten sogar zusammen die Note 4,76. Glatt durchgefallen!

Der Hohenheimer Professor Markus Vloeth, der die Untersuchung leitete, sieht einen deutlichen Zusammenhang zwischen fehlender Transparenz der Unis und der mangelnden Akzeptanz der Studiengebühren, die seit drei Semestern in NRW erhoben werden. Die Uni-Leitungen müssten "umfassend vielfältig über die Verwendung von Studiengebühren an der eigenen Einrichtung informieren" und den Studierenden den Nutzen ihrer Gebühren vermitteln. Stattdessen glauben drei von vier Befragten, dass sich die Lernbedingungen nicht verbessert haben. Viele von ihnen befürchten, dass ihr Geld für das Stopfen von Haushaltslöchern und für die Verwaltung zweckentfremdet wird.

Selbst die am besten bewertete Hochschule, die Uni Bayreuth, hat die Prüfung durch ihre Studierenden mit der Note 3,75 gerade mal bestanden. Schlusslicht im "Gebührenkompass" ist die Uni Wuppertal: Die Studierenden schrieben ihr die Note 5,37 ins Zeugnis. Rektor Volker Ronge ficht das nicht an. Der Sozialwissenschaftler und frühere Meinungsforscher sieht in der Studie auf Grund methodischer Mängeln "überhaupt keine Aussagekraft". Er habe "kein schlechtes Gewissen", was die Informationspolitik seiner Uni in Sachen Studiengebühren betrifft. Schließlich könnten die Studierenden im Internet nachvollziehen, wofür ihre Gebühren ausgegeben wurden. Das werde aber "offenbar nicht zur Kenntnis genommen", so Ronge. Der Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden-Auschusses (Asta), Marcel Krüger, hält dagegen: Die Verwendung der Gebühren sei in Wuppertal "völlig intransparent".

An der Düsseldorfer Universität stehen die Zeichen bereits auf Konfrontation - auch ohne den "Gebührenkompass", der die Heine-Uni mit der Note 5,06 auf Rang 49 von 54 listet. Der Asta hat das Rektorat aufgefordert, detaillierte Nachweise für die Verwendung von Studiengebühren zu liefern. "Wenn wir die Zahlen nicht bekommen, werden wir rechtliche Schritte einleiten", droht der Asta unverhohlen. Rektor Alfons Labisch hat versprochen, am 15.Juli seinen gesetzlich vorgeschriebenen Rechenschaftsbericht nachzureichen. "Von einer Verweigerungshaltung kann keine Rede sein", teilte Kanzler Ulf Pallme-König mit.

Die Landes-Asten-Vertretung fordert die Unis auf, "einzelne Posten nachvollziehbar zu machen" und Veränderungen zu erzielen, "die man sieht": mehr Vorlesungen, mehr Lehrpersonal und bessere Infrastruktur.