Subventionen: Große Güter, dicke Schecks
Das Geld aus Brüssel landet vor allem bei landwirtschaftlichen Großbetrieben. Das Land Nordrhein-Westfalen musste nun offen legen, wohin die Agrarsubventionen fließen.
<strong>Düsseldorf. Im politischen Bereich gibt es gut gehütete Geheimnisse - wie viel etwa die Politiker Friedrich Merz (CDU) oder Otto Schily (SPD) verdienen. Beide sollen ihre Einnahmen offen legen, die Verfahren sorgen für Schlagzeilen. Völlig unklar war bislang für den Steuerzahler, wohin die vielen Millionen Euro fließen, die die EU jedes Jahr an Agrarsubventionen zahlt. Der Schleier ist ein wenig gelüftet, NRW musste nun die Zahlen offen legen. Die Botschaft ist klar: Die Großen kassieren kräftig ab. Ganz oben rangiert die Obst- und Gemüsegenossenschaft Landgard mit Sitz in Bornheim. Dorthin flossen im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Euro. Direkt dahinter rangiert bereits mit Campina (2,4 Millionen Euro) ein Molkerei-Multi, kurz darauf folgen die Landwirtschaftskammern in Münster (480000 Euro) und Bonn (322000 Euro) und vor allem mit RWE Power ein milliardenschweres Unternehmen. Es wurde im vergangenen Jahr mit 472000 Euro bedacht - RWE ist im rheinischen Braunkohlerevier Großgrundbesitzer. Wer schon viel hat, bekommt noch ordentlich oben etwas drauf - das lässt sich aus den Listen eindeutig belegen. Zum Beispiel die Gutsverwaltung von Spee in Düsseldorf, angesiedelt im durchaus noblen Schloss Heltorf. Dorthin gingen im vergangenen Jahr 183000 Euro; seit dem Jahr 2002 waren es knapp eine Million Euro, die als Subventionen dorthin flossen. In der Spitzengruppe der Subventionsempfänger rangieren also vor allem Großbetriebe, mit Evonik (früher RAG) ein Großkonzern, der sich in Dinslaken aus welchen Gründen auch immer einen Biobauernhof hält (455000 Euro seit 2002). Die große Masse der Landwirte muss sich gemessen daran mit kleinen Beträgen bescheiden. Rund 500Millionen Euro fließen jedes Jahr aus dem Brüsseler Agrartopf nach NRW, 41000 Betriebe stellen Anträge. Rund 60 Prozent von ihnen kassieren weniger als 10000 Euro im Jahr. Die großen Summen gehen an nur ganz wenige: 98 Unternehmen kassieren 18 Millionen Euro - eine klassische Schieflage.
Erst nach einer Journalisten-Klage wurden die Listen rausgerückt
Die Abgeordneten des NRW-Landtags hatten gestern erstmals diese Listen in ihren Postfächern. Erst nach einer Klage einer "Stern"-Journalistin rückte das NRW-Landwirtschaftsministerium diese Informationen heraus. Allerdings fehlen die Namen der klassischen Familienbetriebe - aus Datenschutzgründen.