Tausende Dortmunder demonstrieren gegen Rechts
Dortmund (dpa). Tausende Menschen haben am Samstag in Dortmundweitgehend friedlich gegen einen Neonazi-Aufmarsch demonstriert. BeiZwischenfällen mit Demonstranten aus der rechten und linken Szenewurden allerdings sieben Polizisten verletzt, einer davon schwer.
160Demonstranten - größtenteils aus der linken Szene - wurden vorläufigfestgenommen oder in Gewahrsam gebracht. Die Polizei nannte keinegenauen Teilnehmerzahlen. Sie war von bis zu 15 000 Demonstrantengegen den Neonazi-Aufmarsch ausgegangen.
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth warnte vor der Gefahr, dassDortmund zur Hochburg von Rechtsextremisten werden könnte. „Dortmundist die Heimat von Menschen unterschiedlicher Religionen - die Naziswollen diese Menschen heimatlos machen“, sagte sie.
Die aus Dortmundkommende Grünen-Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger wertetedas große Interesse an den Gegenkundgebungen als Beweis für eine gutfunktionierende demokratische Kultur. „Es ist jedoch schwererträglich, dass das Bundesverfassungsgericht trotz einer erhöhtenGefahrenlage von Rechts wieder den Aufmarsch militanter Neonazisgenehmigt hat.“
Die Polizei löste eine Sitzblockade der linken Szene mit rund 1000Teilnehmern auf. Dabei wurden Beamte mit Flaschen beworfen. AlsVerantwortlicher habe sich der Vorsitzende der Linksfraktion imDüsseldorfer Landtag, Wolfgang Zimmermann, ausgegeben. Amursprünglich geplanten Demonstrationsweg der Rechten fand diePolizei unter anderem Knallkörper und in einem Erddepot Chemikalienund Vermummungsmaterial.
Die Polizei hatte den Aufmarsch der Rechten zunächst verboten,weil sie einen Sprengstoffanschlag befürchtete. Auslöser war dievorherige Festnahme eines 19-Jährigen aus dem Raum Aachen. In derWohnung des mutmaßlichen Bombenbastlers aus der rechten Szene fandenErmittler Munitionsbestandteile. Dem Mann soll Verbindungen nachDortmund haben. Das Bundesverfassungsgericht hob das Verbot dannwenige Stunden vor Beginn der Demonstration auf. Die Polizeibeschränkte die Demonstration auf einen Parkplatz.
Daran wollten sich allerdings nicht alle Rechtsextremisten halten.In einem Dortmunder Vorort verließen rund 500 Neonazis auf ihrerAnreise „fluchtartig“ den Zug und marschierten laut Polizeiin Richtung Innenstadt. Die Polizei löste die Versammlung auf. Aufdem zugewiesenen Parkplatz demonstrierten rund 460 Rechtsextreme.