Verkehrsunfallbilanz Verkehr in NRW: Mehr Senioren und Biker getötet

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellt Verkehrsunfallbilanz vor. GdP: Mangels Personal zu wenige Tempokontrollen.

Der bundesweit erwartete Anstieg der Zahl der Verkehrstoten ist in Nordrhein-Westfalen ausgeblieben. Es kamen aber mehr Motorradfahrer, Fußgänger und Senioren ums Leben.

Foto: Henning Prill

Düsseldorf. Die Zahl der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen ist laut NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) gegen den Bundestrend leicht gesunken. 521 Menschen starben 2015 im Straßenverkehr, das ist das zweitniedrigste Ergebnis seit Einführung der Unfallstatistik im Jahr 1953 und einer weniger als 2014.

Es kamen aber mehr Motorradfahrer, Fußgänger und Senioren ums Leben. Als Unfallursachen nennt Jäger vor allem zu hohes Tempo, Handys am Steuer sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Der Minister wertet die Verkehrsunfallbilanz insgesamt als Erfolg: „Die Konzepte für mehr Verkehrssicherheit wirken.“ Damit meint er unter anderem „tägliche, intensive Tempokontrollen“. Im vergangenen Jahr wurden 2,2 Millionen Temposünder gemessen. Hintergrund ist die Zahl von 158 Verkehrstoten, die 2015 wegen zu hoher Geschwindigkeit starben.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) NRW spricht dagegen von Stagnation. „Weil die Autos technisch immer sicherer werden, hätte die Zahl der Verkehrstoten eigentlich sinken müssen. Dass das nicht passiert ist, ist zu einem wesentlichen Teil dem Rückgang der Verkehrskontrollen geschuldet“, sagte der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende, Michael Mertens. 2014 habe die Polizei noch innerhalb geschlossener Ortschaften bei fast 450 000 Autofahrern die „Geschwindigkeit mit anschließendem Anhalten gemessen“. Im vergangenen Jahr waren es weniger als 315 000 Kontrollen. Auch auf Landstraßen ging die Zahl zurück, von gut 184 000 auf knapp unter 140 000. Grund: Die Beamten hatten andere Einsätze.

Jäger wiederum kündigte am Montag an, an dem für April europaweit geplanten Blitz-Marathon festhalten zu wollen. Um diesen Einsatz zu gewährleisten, müssten laut GdP zwischen 2000 und 3000 Polizisten für 24 Stunden abgestellt werden. Jäger hatte zwar bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz betont, das Thema Verkehrssicherheit trotz zusätzlicher Belastungen für die Polizeikräfte (Flüchtlinge, Einbrecherbanden, Rocker, Islamisten) stark im Fokus zu behalten.

Der Minister konnte aber nicht beantworten, wie er dies mit den vorhandenen 39 000 aktiven Polizisten stemmen möchte, ohne weitere Überstunden bei den Beamten zu verursachen. Aktuell gibt es nach Angaben der GdP 3,7 Millionen „alte“ Überstunden, die seit zehn Jahren bestehen - und 1,6 Millionen neu angehäufte.