Verkehrserziehung auf die harte Tour

Polizisten und Feuerwehrmänner schildern Jugendlichen drastisch, was Raserei und Alkohol am Steuer anrichten können.

Düsseldorf. Es herrscht Stille im Vorführraum des Landtags. Dort, wo ansonsten eher harmlose Filmchen über die Funktionsweise des Parlaments laufen, werden an diesem Vormittag knallharte Bilder gezeigt. Sie zeigen immer wieder schreckliche Filme von Verkehrsunfällen, von toten jungen Menschen und von fassungslosen Angehörigen. Die rund 40 Schüler der Gesamtschule Gelsenkirchen-Buer-Mitte sind geschockt. Und das sollen sie auch. Denn es geht um Verkehrserziehung auf die harte, die realistische Tour.

„Crash Kurs NRW“ heißt eine neue Aufklärungskampagne, die in den kommenden Monaten jeden Schüler der Klasse 10 beziehungsweise 11 erreichen soll. „Das ist notwendig. Denn junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren sind zu 19 Prozent an schweren Verkehrsunfällen beteiligt, obwohl sie nur acht Prozent der Gesamtbevölkerung stellen“, sagt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Präsentation der Aktion.

Es sind vor allem die Schilderungen aus dem Alltag von Polizisten, Feuerwehrmännern, Notärzten und Seelsorgern, die die Jugendlichen beeindrucken. So, wie die furchtbare Geschichte, die der Gelsenkirchener Feuerwehrmann Frank Silva-Wittfoot zu erzählen hat: „Und dann haben wir die vier Leichen auf die Straße gelegt, damit der Bestatter sie abholen konnte. Vier Tote — für jeden von uns auf dem Löschwagen einer.“

Der Unfall geschieht an einem 1. Mai, frühmorgens um 8 Uhr. Fünf junge Leute in einem Wagen, zwei nicht angeschnallt, alle haben Restalkohol vom Vorabend im Blut, vier auch Spuren von Drogen. Und dann bricht der Wagen in einer Kurve aus, wird von einem Bus erfasst. Vier Insassen sterben sofort, der fünfte am selben Tag im Krankenhaus. „Ich habe Angst, dass so etwas noch einmal passiert. Macht die Fehler nicht, die die gemacht haben“, sagt Silva-Wittfoot.

Die Geschichte, die die Polizistin Jennifer Rüffer zu erzählen hat, geht besser aus. Ein junger Mann verliert auf gerader Straße innerorts mit Tempo 120 die Kontrolle über seinen Wagen, knallt gegen zwei Masten und überlebt in einem Schrotthaufen wie durch ein Wunder nahezu unverletzt. „Ich kann euch nur sagen: Fahrt nicht schneller, als euer Schutzengel fliegen kann“, sagt die Polizistin.

Die jungen Menschen sind beeindruckt. „Das müsste jeder sehen. Trinken am Steuer — das geht gar nicht, auch nicht ein Bier. Ich fand die Vorführung sehr eindrucksvoll“, sagt die 16-jährige Nadine. Der gleichaltrige Dustin will in einem halben Jahr mit dem Führerschein beginnen. „Ich bin sehr beeindruckt und werde mich an die Tipps halten.“ Die Kampagne soll nun in allen Städten starten.