Wahlplakate der Parteien: Versteckte Botschaften bei der NRW-Wahl
Nicht alle Politiker machen aktuell auf ihren Plakaten eine gute Figur. Werbeprofi Frank Dopheide unterzieht sie einer Stilkritik.
Düsseldorf. Warum wirkt das Kind neben Norbert Röttgen so klein? Wer ist der Mann mit dem Dreitagebart? Der Düsseldorfer Top-Werber Frank Dopheide — ehemaliger Chairman der Agentur Grey und Gründer der Image-Agentur Deutsche Markenarbeit — hat die Plakate zur NRW-Wahl unter die Lupe genommen.
Das Großplakat von Spitzenkandidat Norbert Röttgen beschreibt Frank Dopheide mit einem Wort: „Grausam.“ Darauf blickt der Chef der Landes-CDU und Bundesumweltminister herab in die Kamera, während er von einem scheinbar zu klein geratenen Kind angelächelt wird. „Die Proportionen stimmen nicht. Zudem drückt das Plakat eine Selbstgefälligkeit aus, die nicht ankommt.“ Der Slogan „Nur das Beste für NRW“ sei auch deshalb unpassend, weil er nicht eindeutig der CDU zugeordnet werden könne.
„Wer die Plakate der SPD sieht, weiß sofort: Hier kommt der Marktführer“, sagt der Werbeprofi. Die Motive zeigen Hannelore Kraft mit Kindern, mit Arbeitern und im Gespräch auf der Straße. Sie seien zwar „austauschbar, aber gut, weil sie emotionale Qualität besitzen“. Und wie passen starkes Make-Up und ein mutmaßlich retuschierter Teint dazu? „Solange man die Personen noch erkennt, ist das in Ordnung. Die Politiker konkurrieren auf den Plakatwänden schließlich mit den George Clooneys dieser Welt.“
„Spitzenkandidat Christian Lindner will cool und modern wirken. Statt FDP-Gelb dominiert Blau — die Farbe der Ordnung und Geradlinigkeit.“ Die Slogans sprechen Wahlkampfthemen an, daneben ist Lindner in Diskussionsposen zu sehen — alles ganz nüchtern. Laut Dopheide gibt es bei der Kampagne aber ein Problem. „Lindner sieht nicht so aus, wie man ihn kennt.“ Das liege an der stark veränderten Farbsättigung, vor allem aber am Dreitagebart. „Das passt nicht zu dem glatten Typen, den man sonst sieht.“
Nur auf zwei der sieben Wahlplakate ist Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann zu sehen. Auf einem im Vordergrund, auf dem anderen gemeinsam mit Hannelore Kraft. Der Slogan dazu: „Schön, wenn Frauen wieder den Haushalt machen.“
Frank Dopheide: „Das ist selbstbewusst und frech — und vielleicht das erste Mal, dass eine Partei den Wunsch-Koalitionspartner mit aufs Plakat gesetzt hat.“ Größter Pluspunkt der Kampagne sei, dass man selbst ohne Parteilogo sofort wisse, dass die Grünen dahinter stecken.
Bei der Piratenpartei war das Plakatdesign Gemeinschaftsaufgabe. Slogans, Fotos, Farben — über all das wurde im Internet abgestimmt. Laut Frank Dopheide wurde damit vor allem eins erzielt: Verwirrung. „Auf den Plakaten sind Personen zu sehen, ohne dass erklärt wird, wer das ist. Man kann zudem nicht einordnen, ob ihre Aussagen Slogans der Partei sein sollen oder nicht.“