Letzte Ölreserven – verzweifelt gesucht

Energie: Weil weltweit die Vorräte schwinden, sollen nun mit teuren High-Tech-Methoden auch unzugängliche Felder erschlossen werden.

Düsseldorf. Deutschland steht vor einem kleinen Öl-Boom. Künftig sollen alte Quellen wieder sprudeln, denn extreme Weltmarkt-Preise machen deren Bewirtschaftung attraktiv. Man wolle frühzeitig in einen Wachstumsmarkt investieren, sagt Leigh A. Hooper, Chef der Firma Activia Resources. Das Unternehmen hat sich auf alte Quellen spezialisiert und war bisher vor allem im US-Bundesstaat Texas aktiv.

Nun sucht Activia Resources auf einem 2000 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Memmingen und Ammersee in Südbayern nach nicht erschlossenen Vorkommen. "Aufgrund genauerer und schnellerer Verfahren sind wir in der Lage, auch kleinere Felder in bisher unzugänglichen Bodenregionen wirtschaftlich zu erschließen", sagt Hooper. Allein unter dem Gebiet in Südbayern schlummern rund 18 Millionen Barrel Erdöl, in drei Jahren soll das "schwarze Gold" fließen.

Neben Bayern gerät auch Niedersachsen in den Fokus der Industrie. Nach Schätzungen der Landesregierung in Hannover ruhen noch 250 Millionen Barrel des Rohstoffs im Boden. Zum Saudi-Arabien Europas wird Deutschland allerdings damit nicht, denn global betrachtet bleibt die heimische Reserve ein Tropfen auf den heißen Stein - so verbraucht die Welt an einem einzigen Tag 85Millionen Barrel, die gesamten Vorräte der Golfregion werden auf mehr als 740Milliarden Barrel geschätzt.

Auch in der Nordsee herrscht derzeit hektische Betriebsamkeit. Das Nordsee-Öl deckt knapp ein Drittel der deutschen Versorgung. Doch die Konzerne warnen vor übertriebenen Hoffnungen: Heute werden die Nordsee-Reserven auf 1,4 Milliarden Tonnen beziffert, zu Beginn des Jahrzehnts waren es noch zwei Milliarden.

Verheißungsvoller erscheinen die Ölfelder vor Brasilien. Kürzlich entdeckte der Konzern Petrobas neue Vorkommen von 13 Milliarden Barrel - ein spektakulärer

Fund, der weltweit Hoffnungen weckte. Doch die anfängliche Euphorie ist mittlerweile verflogen. Weite Teile davon liegen in der Tiefsee, und niemand wagt vorherzusagen, ob man sie jemals fördern kann.

Weiter ist man in Nordamerika. In der kanadischen Provinz Alberta lohnt sich mittlerweile die aufwändige Ausbeutung ölhaltiger Sande. Auf einer Fläche von 77 000 Quadratkilometern befinden sich hier Ölsandvorkommen von 27 Milliarden Tonnen. Kanada besitzt damit nach Saudi-Arabien die größten Öl-Reserven der Welt.

Der Aufwand der Förderung ist gigantisch, die Werkzeuge muten titanisch an: Die größten Bagger der Welt wühlen mit ihren Schaufeln Ölsand aus den Flözen und entladen ihn dann auf Spezialtransporter mit einem Eigengewicht von je 200 Tonnen und vier Meter hohen Reifen - die Umwelt wird durch diese Abbaumethode weitflächig zerstört.