EU-Bericht; Wieder ein schlechtes Zeugnis für Deutschlands Bildung

Zahl der Schulabbrecher ist viel zu hoch.

Brüssel. Kurz vor der Sommerpause verteilt auch die EU-Kommission Noten an die Mitgliedsstaaten, doch in diesem Jahr konnte Bildungs-Kommissar Jan Figel den meisten Ländern keine guten Zeugnisse ausstellen. Auch Deutschland hinkt hinter den selbst gesteckten Bildungszielen der EU hinterher.

Es gibt immer noch zu viele Schulabbrecher, zu viele Jugendliche mit Leseschwäche, und der Anteil der jungen Deutschen mit Abitur sinkt statt wie geplant zu steigen. So hatten unter den 20- bis 24-Jährigen des Jahres 2007 rund 73Prozent die Schule mit dem Abitur oder einer abgeschlossenen Lehre verlassen - im Jahr 2000 waren es noch rund 75Prozent. EU-Ziel ist hingegen die Steigerung auf 85Prozent.

"Die Mitgliedsstaaten bringen nicht das an Ergebnissen, was wir wünschen", sagte Figel gestern anlässlich der Vorstellung des neuen EU-Bildungsberichts. "Fast ein Drittel der Arbeitnehmer in Europa hat nur einen Hauptschulabschluss, und etwa jeder vierte 15-Jährige hat Schwächen im Lesen." Diese Millionen von Europäern würden es schwer haben, sich zu entfalten und überhaupt eine Arbeit zu finden.

Einmal im Jahr überprüft die EU-Kommission, ob die Mitgliedsländer Fortschritte im Bildungswesen gemacht haben. Deutschland liegt im EU-Vergleich auch diesmal nur im Mittelfeld - abgehängt von den neuen Mitgliedern Polen, Tschechien und der Slowakei.

Musterschüler in Europa ist Finnland. Während dort nur fünf Prozent der Schüler schlecht lesen können, sind es in Deutschland etwa 20Prozent. EU-Ziel ist es aber, bis 2010 die Zahl der Jugendlichen mit Leseschwäche auf 17Prozent zu drücken. Ganz schlecht sieht es in den neuen Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien aus: Hier kann fast jeder zweite Schüler nicht richtig lesen.

Auch gibt es in der EU nach wie vor zu viele Schulabbrecher: Auf zehn Prozent wollte die EU ihren Anteil drücken - 2007 lag er in Deutschland aber noch bei rund 13 Prozent. Polen, Tschechien oder die Slowakei haben ihre Hausaufgaben gemacht und das EU-Ziel längst erreicht.