PKK-Terror: Entführung am Berg Ararat

Die kurdischen Separatisten sollen drei deutsche Bergsteiger verschleppt haben. Über die Motive allerdings wird spekuliert.

Ankara. Die 13deutschen Bergsteiger hatten schon mehr als die Hälfte des Weges hinter sich. In 3200 Metern Höhe schlugen die kurdischen Separatisten am späten Dienstagabend zu. Bei Dunkelheit schlichen sie sich gegen 23Uhr Ortszeit in das Lager am 5165 Meter hohen Berg Ararat.

Unsanft weckten sie die 13 schlafenden Alpinisten, wählten drei von ihnen aus und verschwanden mit ihnen in der Nacht. So schildert es jedenfalls der türkische Gouverneur der Provinz Agri, Mehmet Cetin.

Zuvor hatte Cetin mit den zehn übrigen Mitgliedern der deutschen Reisegruppe gesprochen. Die zehn Bergsteiger - allesamt aus Süddeutschland und Mitglieder des Deutschen Alpenvereins aus der Sektion Kehlheim - befinden sich mittlerweile in der Grenzstadt Dogubayazit.

Dort werden sie von der türkischen Staatsanwaltschaft betreut. Der Münchner Reiseveranstalter Seb-Tours bestätigte gestern, dass sich ein Teilnehmer der ursprünglich 13-köpfigen Gruppe gestern Morgen per Handy bei der Firma gemeldet und die Nachricht von der Entführung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen habe.

Seit 2004 organisiert der Münchner Veranstalter regelmäßig Bergtouren zum Ararat. Nie habe es bisher Zwischenfälle gegeben.

Mit der Entführung der drei deutschen Touristen hat die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK ein altes Kapitel wieder aufgeschlagen. Denn der höchste Berg der Türkei, auf dem - so sagt es die Bibel - nach der Sintflut die Arche Noah gelandet ist, galt in den vergangenen acht Jahren für Touristen als sicher.

Der Çiyayê Agirî (kurdisch: feuriger Berg) war wegen Aktivitäten der PKK und der Verschleppung von Touristen zwischen 1992 und 2000 für Ausländer gesperrt. Seither erfreut er sich bei Bergtouristen wieder wachsender Beliebtheit.

"Nach unseren Informationen soll mit der Geiselnahme gegen Aktionen der deutschen Regierung gegen die Terrororganisation protestiert werden", sagte Gouverneur Cetin. Glaubt man dieser Argumentation, könnte das Vorgehen des Bundesinnenministeriums gegen den in Dänemark ansässigen kurdischen Sender Roj-TV (Der Tag-TV) Hintergrund der Entführung sein.

Dieser Sender darf seit kurzem sein Programm nicht mehr nach Deutschland ausstrahlen, weil Berlin ihn als Sprachrohr der vom Verfassungsschutz als Terrororganisation eingestuften PKK ansieht.

Allerdings leidet diese Theorie an einigen Ungereimtheiten: Woher sollten die Entführer vom Berg Ararat überhaupt gewusst haben, dass Deutsche in dem Lager am Fuß des Berges schliefen?

Wie auch immer: Die Entführer sollen angekündigt haben, ihre Geiseln schon bald wieder freizulassen. Auch das wusste gestern der stets bestens informierte Gouverneur Cetin.

Auch in den 90er Jahren, als sich PKK-Kämpfer und türkische Soldaten in der Südost-Türkei heftige Gefechte lieferten, hatte die PKK dort entführte Touristen wieder laufen lassen.

Ende der 90er Jahren hatten die Entführungen aufgehört, nachdem PKK-Führer Abdullah Öcalan gefasst worden war und vor Gericht für eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts plädiert hatte.

Ob sich das Blatt nun wendet, steht in den Sternen. Offene Frage bleibt, ob die Behörden den Touristenmagneten Berg Ararat wieder sperren.