China macht Druck beim Klimaschutz
Analyse: Sie wirken wie Bremser, aber die Schwellenländer fürchten die Folgen des Klimawandels.
Düsseldorf. Jetzt stehen sie da wie die Spielverderber im großen Klima-Poker: Die "G5-Staaten" - die sogenannten Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Südafrika und Mexiko - sind nicht bereit, ein festes Ziel beim Klimaschutz zu unterschreiben. Ihr Argument: Die Industriestaaten sind am Zug, denn sie tragen auch die Hauptverantwortung für den Klimawandel und seine Folgen.
In der Vergangenheit und auch in der Gegenwart, in der sie auf Pro-Kopf-Emissionen kommen, die je nach Vergleichsland das Zehn- bis Zwanzigfache der Schwellenländer aufweisen.
Wenn es noch eines Beweises dafür bedurfte, dass der G8-Gipfel mit seiner "Klimapolitik" gescheitert ist, dann ist er jetzt gefunden. Die G5-Staaten haben deutlich gemacht, dass sie nur dann bereit sind, einen Beitrag zu leisten, wenn die Hauptverursacher des Klimawandels auch die Hauptlast tragen. Um mindestens 80 Prozent, so hieß es in Diskussionspapieren der G5, müssten die G8-Staaten ihre Emissionen bis 2050 reduzieren.
Das ist ein dicker Brocken, aber nach Ansicht der meisten Klimaexperten auch eine berechtigte Forderung. Auf lange Sicht, so gab auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuletzt beim Katholikentag in Osnabrück zu bedenken, müsste jedem Menschen auf der Welt das gleiche "Recht auf Klimaschädigung" zugestanden werden.
Auf uns kommen also im Umgang mit Energie umwälzende Veränderungen zu, deren Ausmaß wir heute kaum erahnen können. Dass es machbar ist, die Emissionen bis 2050 um vier Fünftel zu senken, da sind sich Klimaforscher einig.
Es spricht aber auch viel dafür, dass Staaten wie China oder Indien selbst zum Antreiber beim Klimaschutz werden. Die Umweltprobleme und der gigantische Rohstoff-Hunger haben die chinesische Regierung schon jetzt veranlasst, ein höchst ehrgeiziges Effizienzprogramm aufzulegen.
Um 20 Prozent wollen sich die Chinesen in den kommenden fünf Jahren bei der Nutzung ihrer Rohstoffe verbessern. So würde der Anstieg der CO2-Emissionen wenigstens verlangsamt werden.
China und Indien wissen zudem, dass der Klimawandel eine immense Bedrohung darstellt. Die Himalaya-Gletscher, die heute die Flüsse im Süden Chinas und im Norden Indiens speisen, beginnen zu schmelzen.
Sollten sie verschwinden, wäre die Wasserversorgung von mehreren hundert Millionen Menschen und der Landwirtschaft gekappt. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde werden die Industrienationen beim Klimaschutz in die Pflicht nehmen.