Obamas Berlin-Tour spaltet auch Amerika

Analyse: Während die Demokraten mit Merkel hadern, erhält sie Beifall von den Republikanern.

Washington. Der deutsche Streit um eine Rede Barack Obamas vor dem Brandenburger Tor schlägt nun auch in Amerika hohe Wellen. Zwar stellen sich die meisten Demokraten hinter ihren Präsidentschaftskandidaten. Die Republikaner hingegen kritisieren Obamas Plan als "billigen Trick", mit dem er sich vor der Weltöffentlichkeit effektvoll und medienwirksam selbst zum nächsten Präsidenten küren wolle.

Niemals hätte man sich im Lager Obamas träumen lassen, dass die für den 24. Juli angesetzte Rede eine so heftige Debatte auslösen würde und sogar einen Keil zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier treiben könnte.

Um den negativen Schlagzeilen ein Ende zu setzen, betonte Obamas Sprecher Bill Burton jetzt, dass der Kandidat keineswegs auf dem Tor bestehe. "Senator Obama freut sich auf sein Treffen mit Kanzlerin Merkel", sagte Burton. "Er möchte seinen Gastgebern entgegenkommen", schon deswegen stünden mehrere Plätze in der deutschen Hauptstadt zur Debatte.

Obwohl Obamas Berater bemüht sind, die Diskussion herunterzuspielen, machen sie keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. "Wir hatten eigentlich gehofft, dass die Geste auch von der Bundesregierung als Kompliment aufgefasst wird", sagte ein anderer Berater. Im Obama-Lager gilt Merkel als Europas einflussreichster Regierungschef. Die Ablehnung der Kanzlerin sei daher "ein Schlag ins Gesicht".

Anders wird die Lage von den Republikanern gesehen, die nur einen unnötigen Profilierungsversuch sehen. "Er will offenbar so tun, als wäre er bereits ein Politiker vom Kaliber Ronald Reagans", so der Abgeordnete Frank Wolf. Der Republikaner spielt auf die Rede des früheren US-Präsidenten Reagan an, der 1987 vor dem Brandenburger Tor stehend den russischen Staatschef aufforderte: "Herr Gorbatschow, reißen sie diese Mauer ab!"

Allerdings zeigen auch einige Demokraten Verständnis für Merkel, die als Oppositionschefin im Vorfeld der Bundestagswahlen zwar selber im Weißen Haus Ex-Kanzler Gerhard Schröder hart kritisiert hatte, nun aber behauptet, den US-Wahlkampf der eigenen Hauptstadt fernhalten zu wollen.

Ein führender demokratischer Abgeordneter, der namenlos bleiben wollte, meinte am Freitag, dass "die Kanzlerin allein wegen der Dreistheit von Obamas Geste Recht hat. Das Brandenburger Tor ist wegen seiner historischen Bedeutung etwas Besonderes. Dort zu reden, sollte höchstens jenen vorbehalten sein, die Präsident sind, nicht denen, die es lediglich werden wollen".