Lufthansa zieht sich zurück: Niki stellt den Flugbetrieb ein
Die Tochter von Air Berlin meldet Insolvenz an. Rund 1000 Arbeitsplätze sind bedroht, Tausende Passagiere drohen zu stranden.
Berlin/Düsseldorf. Die Air-Berlin-Tochter Niki steht vor dem Aus. Die Lufthansa zog gestern ihr Angebot für das österreichische Unternehmen mit seinen 21 Flugzeugen zurück. Am selben Tag stellte Niki Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg. Die Bundesregierung hatte bereits im Laufe des Tages mit der Pleite und der Einstellung des Flugbetriebs gerechnet. „Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge“, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert gesagt.
Als Grund für den Rückzug gab die Lufthansa an, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden. Air Berlin ist seit August insolvent und hat den eigenen Flugbetrieb Ende Oktober eingestellt.
Für die Beschäftigten und für die Verbraucher ist dies eine Hiobsbotschaft vor Weihnachten. Rund 1000 Stellen stehen auf dem Spiel. Nach Informationen der „Bild“ hat Niki mehr als 800 000 Buchungen im System, darunter Urlaubsflüge vieler Deutscher nach Mallorca, Portugal oder auf die Kanaren. Bis zu 60 000 Passagiere könnten stranden.
Auch der Flughafen in Düsseldorf ist betroffen: Pro Woche fliegt Niki derzeit 32 Mal zu zehn touristischen Zielen auf den Kanaren und den Balearen. Die Airline hat laut Flughafen-Sprecher Christian Hinkel zwei Prozent Marktanteil an den Flugbewegungen und mit rund 8700 Fluggästen einen Anteil von 2,5 Prozent bei den Passagieren. Zuletzt hatte die Niki größere Expansionspläne in Düsseldorf verfolgt.
Kunden, die Pauschalreisen mit Niki-Flügen gebucht haben, sind abgesichert. Dagegen verlieren Tickets, die einzeln gekauft wurden, ihre Gültigkeit, wenn Niki nach der Insolvenz am Boden bleibt. Die österreichische Regierung versprach gestern gestrandeten Passagieren Hilfe. Sollten Niki-Fluggäste aus dem Ausland zurückgeholt werden müssen, „würde die Regierung dies bei der AUA oder auch bei anderen Fluggesellschaften in Auftrag geben“, hieß es vom Verkehrsministerium.
Die neue Unsicherheit um Niki ist nach Aussage der EU-Wettbewerbshüter bedauerlich. „Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Es sei von Beginn an klar gewesen, dass es auf vielen Strecken zwischen Lufthansa und Air Berlin Überschneidungen gegeben habe.
Frank Kebekus, Generalbevollmächtigter der Air Berlin, übte harsche Kritik: „Die Kommission erreicht mit dem unkontrollierten Zusammenbruch der Niki das genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt: Mit der Niki verschwindet von heute auf morgen weitere Kapazität aus dem Markt. Es wird weniger Wettbewerb geben statt mehr.“
Der Rückzieher der Lufthansa bei Niki hat auch Konsequenzen für den Fiskus. „Durch den unerwarteten Ausfall der Erlöse aus dem Niki-Verkauf kann der vom Bund verbürgte Kredit der KfW an Air Berlin möglicherweise nur zum Teil zurückgezahlt werden“, sagte Seibert. Die Bundesregierung hatte für 150 Millionen Euro eine Bürgschaft übernommen. dpa/Red
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