Marktmacht missbraucht? Google droht Milliardenstrafe
Konkurrenz wirft Konzern Wettbewerbsverzerrung vor. EU kann bis zu 2,6 Milliarden Euro Buße verhängen.
Brüssel. Google bekommt Ärger mit Europas Wettbewerbswächtern: Die EU-Kommission leitet ein Verfahren gegen den Internetkonzern ein. Sie wird untersuchen, ob der IT-Riese bei der Online-Suche Ergebnisse manipuliert und Konkurrenten benachteiligt.
Sollten die Vorwürfe zutreffen, droht dem Konzern ein hohes Bußgeld. Bei Verstößen gegen das Kartellrecht kann die EU einem Unternehmen eine Geldbuße aufbrummen, die bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes beträgt. Schätzungen zufolge könnte Google 2010 bis zu 26 Milliarden Dollar umsetzen.
Die EU-Wettbewerbshüter berichteten, es gebe Hinweise darauf, dass der Suchmaschinenbetreiber - womöglich vorsätzlich - bei Produktanfragen die Seiten anderer Suchdienste bei den Ergebnissen zu weit unten angezeigt habe. Stattdessen habe Google eigene Dienste wie Preisvergleiche an prominenter Stelle unter den Suchergebnissen platziert. Der Konzern habe zudem möglicherweise die Preise für Textanzeigen hochgetrieben.
Google konterte, man durchsuche das Web im Interesse von Nutzern und nicht von Websites. Deswegen werde es immer unzufriedene Seiten-Betreiber geben.
Weltweit hat der Konzern rund 85 Prozent Marktanteil bei Suchanfragen, in Deutschland und Europa sogar mehr als 90 Prozent.
Der EU-Kommission liegen Beschwerden von Konkurrenten vor, die sich benachteiligt sehen. So wurden die britische Preisvergleichs-Website Foundem, die Justizsuchmaschine ejustice.fr und das zu Microsoft gehörende deutsche Verbraucherportal Ciao vorstellig.
Google betonte, man werde eng mit der Kommission zusammenarbeiten, um ihre Fragen zu beantworten. Zugleich argumentierte der Konzern, sein Erfolg versetze Konkurrenten in Unruhe.
Die Zeitungsverleger in Deutschland begrüßten das EU-Vorgehen. "Es geht um einen fairen Wettbewerb und eine faire Behandlung der Anbieter von Inhalten", sagte Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger.