Mehr Steinmeier, weniger Schröder

Der SPD-Kanzlerkandidat präsentiert sich optimistisch und gut gelaunt in Düsseldorf – und nimmt sich Rüttgers vor.

Düsseldorf. Er könnte bestenfalls Außenminister bleiben, wenn Schwarz-Gelb die Mehrheit verpasst. Reicht es für Union und FDP und erzielt die SPD ein achtbares Ergebnis, wäre die Oppositionsführung als SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzender drin. Stürzen die Sozialdemokraten jedoch bis auf 20 Prozent ab...

Aber davon will Frank-Walter Steinmeier am Freitagabend auf dem Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf nichts wissen. Rücken durchgedrückt, Brust raus: Ich kann Kanzler, und ich werde Kanzler, lautet die Werbebotschaft.

Fernab von Berlin konzentriert sich der Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ganz auf die persönliche Aufholjagd auf den Marktplätzen. Dort will der 53-Jährige zeigen, dass er entgegen mancher Vorurteile inzwischen auch Volksnähe beherrscht.

Routiniert schüttelt er beim Gang zum Rednerpult Hände, begrüßt Bekannte. Den zweifelnden Anhängern, die bei Bratwurst und Altbier seine Wahlkampf-Qualitäten beobachten, versucht Steinmeier, Resignation auszutreiben. Das Rennen sei keineswegs schon gelaufen, beschwört er sein Publikum: "Die haben keine Mehrheit."

Den stärksten Applaus bekommt Steinmeier immer dann, wenn er sich die schwarz-gelbe Konkurrenz vorknöpft. Etwa Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU, der seine Pläne für den Abbau von sozialen Errungenschaften bis zur Wahl in der Schublade bereithalte.

"Die sagen nicht, was sie nach der Wahl machen, und deshalb dürfen die nicht ran", ruft Steinmeier mit wahlkampf-heiserer Stimme ins Mikrofon.

Besonders harsche Kritik fängt sich "der in der Staatskanzlei" ein. Es geht um die Rumänen-Schelte von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Der "feine Herr Rüttgers" habe es "nicht verdient, sich auf das Erbe von Johannes Rau zu berufen", ätzt Steinmeier und fügt hinzu: "Der spielt dem rechten Mob in die Hände. Das ist eine Schande."

Auch mancher Kritiker bescheinigt Steinmeier mittlerweile wachsende Sicherheit bei solchen Auftritten. Aus Anfangsfehlern hat er gelernt. Bis vor kurzem noch übliche Einschübe in oft zu lange Sätze vermeidet er, um beim Parteivolk rhetorisch besser zu landen. Schon länger achtet er darauf, möglichst selten in die röhrende Stimmlage seines Ex-Vorgesetzten Gerhard Schröder zu verfallen. Er will keine Kopie sein. Am Freitag gelang es ganz gut.