Möglicher Anschlag des NSU gibt Rätsel auf
Die Ermittler gehen Hinweisen auf eine weitere Tat des Trios in Nürnberg nach.
Nürnberg. Angegrauter Rauputz, dunkelblaue Außenlaternen und geraffte Chiffon-Gardinen hinter den Fenstern eines schmucklosen Neubaus — jüngste Erkenntnisse im Münchner NSU-Prozess haben der unscheinbaren Nürnberger Pilsbar „Sonnenschein“ zu zweifelhafter Berühmtheit verholfen. Denn die Bundesanwaltschaft prüft Hinweise auf einen weiteren möglichen Anschlag der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU).
Nach Aussage des Angeklagten Carsten S., der zuletzt in Düsseldorf lebte, hatten die mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos davon gesprochen, dass sie „irgendwo in Nürnberg in einem Laden eine Taschenlampe hingestellt“ hätten. Tatsächlich wurde im Juni 1999 bei der Explosion einer Rohrbombe in einer türkischen Gaststätte in Nürnberg ein 18-jähriger Putzmann verletzt. Nach Zeitungsberichten hatte er einen etwa 30 Zentimeter großen Sprengsatz gefunden, den er für eine Taschenlampe hielt. Sie explodierte, als er sie anknipsen wollte. Damals vermutete niemand einen rechtsextremen Hintergrund. Wie bei anderen NSU-Verbrechen wurde offenbar zeitweise in Richtung Schutzgeld-Kriminalität ermittelt. Nach Medieninformationen gehörte der Rohrbombenanschlag auch nicht zu den Fällen, die dem Bundeskriminalamt (BKA) im Vorjahr zur Prüfung auf eine mögliche Beteiligung der NSU-Terroristen vorgelegt wurden.
„Wir versuchen zu verifizieren, um welche Tat es sich handeln könnte“, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. „Wir konzentrieren uns dabei derzeit vor allem auf den Fall in Nürnberg.“
Der heutige Betreiber des Lokals weiß von dem 14 Jahre zurückliegenden Rohrbomben-Attentat in seinem Lokal erst seit Dienstagnachmittag. „Ich habe das von einem älteren Mann erfahren. Der hat gesagt: „Gehen Sie lieber weg. Das Lokal bringt Ihnen kein Glück“, berichtet der aus Syrien stammende Wirt. Inzwischen sei er nicht mehr sicher, ob er das Lokal überhaupt noch betreiben wolle. Das alles stehe unter keinem guten Stern.