Mutige Minister, Wiener Wurst
In dieser Woche in der Hauptstadt
Berlin. Gregor Gysi gehen die Anekdoten nicht aus. In Berlin heißt es schon: „Onkel Gregor erzählt von früher.“ Kürzlich also berichtete der Linke von einer Kundgebung kurz nach der Wende. Dabei wollte ihm der örtliche Polizeichef eine schusssichere Weste andrehen. Doch Gysi lehnte kategorisch ab. Worauf der Polizist entgegnete, dann stehe halt im Protokoll, Weste angeboten, aber abgelehnt. Hinterher habe der Ordnungshüter auch noch lakonisch angemerkt: „Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Meinetwegen können Sie erschossen werden, nur nicht in meiner Stadt.“
Deutschland, deine Verkehrsminister. Mutig, wie sie während ihrer Konferenz in Flensburg einem Boulevard-Blatt ihren Punktestand im Verkehrssündenregister beichteten. Peter Ramsauer, logisch, 0 Punkte. Der Bremer Joachim Lohse, klar, da ein Grüner, auch 0 Punkte. NRW-Mann Michael Groschek hatte mal einen Punkt und der Rheinland-Pfälzer Roger Lewentz sogar mal zwei. Ganz so tapfer waren die Geständnisse dann aber doch nicht: „Die haben doch alle Fahrer“, lästerte treffend der FDP-Verkehrsexperte im Bundestag, Oliver Luksic.
Peer Steinbrück befand letzten Dienstag in der SPD-Parteizentrale genüsslich: „Mal sehen, was von den Würstchen übrig bleibt — die nehmen wir dann mit zum Parteitag nach Augsburg.“ Aber bevor es wieder eine „mediale Skandalisierung“ (Steinbrück) gibt, gemeint waren die Wiener, die man zum Presse-Hintergrundgespräch hatte auffahren lassen. Oder etwa doch die Journalisten, die an diesem Wochenende ebenfalls nach Augsburg reisen? Mit denen hat der dünnhäutig gewordene Merkel-Konkurrent inzwischen noch weniger am Hut als mit seinen Genossen. Es blieb übrigens kein Würstchen übrig.
Tja, da hat Claudia Roth wohl Pech gehabt. Bei ihrer Balkanreise kletterte sie diese Woche extra früh aus den Federn, um von Belgrad in die bulgarische Hauptstadt Sofia zu reisen. Doch dann verfuhr sich der Busfahrer. Und niemand hatte auf dem Zettel, dass Bulgarien eine Zeitzonen-Stunde weiter ist als Serbien, so dass die Anschlusstermine erst Recht nicht mehr zu halten waren. „Nicht aufregen, Roth, bringt eh nichts“, beruhigte sich die Claudia selbst. Eine seltene Erkenntnis der Grünen-Chefin.