Nach der Wahl: In der Ypsilanti-Falle
Hessen steht erneut vor Politkrimi
Düsseldorf. Hessen steht erneut vor einem Politkrimi. Die schwarz-gelbe Landesregierung wurde abgewählt — aber die rot-grüne Opposition hat es auch nicht geschafft, eine eigene Mehrheit zu erringen. Wie vor fünf Jahren — als die damalige SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti ihr Wort brach, um mit der Linken zu regieren — schauen Politiker aller Lager auf den derzeitigen SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel.
Der hatte im Wahlkampf das Kunststück fertiggebracht zu erklären, dass er eine Zusammenarbeit mit der Linken politisch ausschließe — aber nicht formal. Was immer das auch heißen mag.
Schäfer-Gümbel braucht die Linke, um ein rot-rot-grünes Bündnis zu formen. Aber er hat Angst, sich wie seine Vorgängerin Ypsilanti eine blutige Nase zu holen. Bei der Neuwahl 2009 bekam die Hessen-SPD die Quittung für den Wortbruch präsentiert und holte mit 23,7 Prozent ein katastrophales Ergebnis.
Jetzt rächt es sich, dass Schäfer-Gümbel es in den vergangenen vier Jahren versäumt hat, sein Verhältnis zur hessischen Linken zu klären. Wenn er nicht riskieren will, ebenfalls als Wortbrüchiger zu gelten, muss er eine große Koalition mit der CDU eingehen. Da sein Verhältnis zu CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier jedoch als schlecht gilt, scheint dies unwahrscheinlich.
Wenn er sich von den Linken tolerieren lässt und eine Minderheitsregierung bildet, ist das Chaos programmiert. Die hessische Linke will beispielsweise die neue Landebahn des Frankfurter Flughafens wieder schließen. Unter diesen Vorzeichen scheint es das Beste, die Bürger noch einmal an die Wahlurne zu rufen. Hessische Verhältnisse eben.