Nachhaltigkeitsgipfel: An der Zukunft der Erde scheiden sich die Geister

Am Mittwoch startet in Rio de Janeiro der Nachhaltigkeitsgipfel der UN. Außer Streit ist wenig zu erwarten.

Düsseldorf. Am Mittwoch beginnt im brasilianischen Rio de Janeiro der UN-Nachhaltigkeitsgipfel. Rund 50 000 Delegierte und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen sowie gut 100 Staats- und Regierungschefs diskutieren bis Freitag über das Zusammenspiel von Wachstum, Umwelt- und Klimaschutz.

Weil die Konferenz 20 Jahre nach dem „Erdgipfel“ von 1992 läuft, wird sie „Rio+20“ genannt. Für Deutschland ist Umweltminister Peter Altmaier (CDU) angereist, da Kanzlerin Angela Merkel abgesagt hat.

Die Interessen der Länder sind durchaus unterschiedlich. Im Idealfall werden verbindliche und nachhaltige Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals“) vereinbart. Etwa um den Schutz von Umwelt und Klima voranzutreiben, die Artenvielfalt zu erhalten oder die voranschreitende Wüstenbildung zu stoppen.

Zweites wichtiges Ziel ist, aus Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, eine vollwertige Organisation zu machen, wie etwa WHO (Gesundheit), Unesco (Kultur) oder Unicef (Kinderhilfswerk).

Die US-Amerikaner haben allerdings traditionell wenig Interesse an einer zu mächtigen UN und werden deshalb alles unternehmen, eine Reform der Vereinten Nationen mit einer weiteren Organisation zu verhindern.

Zudem streiten sich Industrie- und Schwellenländer wie Brasilien, China oder Südafrika über die Kosten des Klima- und Umweltschutzes. Vor allem die Europäer lehnen weitere Zahlungen in Umwelttöpfe kategorisch ab.

Die Schwellenländer hingegen wehren sich mit Nachdruck gegen verbindliche Ziele, etwa beim Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, weil sie dadurch ihr künftiges Wirtschaftswachstum gefährdet sehen.

Seit Dienstag liegt der Entwurf des Abschluss-Dokuments vor, über den Delegationen tagelang verhandelt hatten. Gerade 56 Seiten stark ist die Deklaration mit dem Titel „Die Zukunft, die wir wollen“.

Peter Altmaier: „Wir sind nicht glücklich mit dem Text.“ Er hatte sich für die Unep-Aufwertung stark gemacht. Auch die verbindlichen Nachhaltigkeitsziele dürften in Rio wohl nicht verabschiedet werden. Insider bezeichnen den Entwurf bereits als „desaströs“.