Die Welt lässt Europa in der Schuldenkrise allein

Gegenseitige Schuldzuweisungen der Staats- und Regierungschefs beim Treffen im mexikanischen Los Cabos.

Los Cabos. Europa bleibt im Kampf gegen die Schuldenkrise weitgehend auf sich gestellt. Weder die USA noch andere große Wirtschaftsblöcke wie China oder Indien sehen sich in der Pflicht, die Gefahren aus spanischer Bankenkrise, italienischer Rezession und griechischen Reformproblemen einzudämmen.

Zum Abschluss des G20-Gipfels am Dienstag im mexikanischen Badeort Los Cabos gab es mehr Absichtserklärungen als konkrete Pläne. Immerhin statten die führenden Volkswirtschaften der Erde (G20) ihre Finanz-Feuerwehr, den Internationalen Währungsfonds (IWF), mit mehr Mitteln aus als zunächst gedacht: Insgesamt erhöht sich der IWF-Schutzwall — Geld, auf das alle IWF-Mitglieder im Notfall zurückgreifen können — auf mehr als eine Billion US-Dollar.

Unübersehbar war, dass es vor allem zwischen den USA und den Europäern weiter Streit über den richtigen Weg aus der Schuldenkrise gibt. Die USA dringen vor allem auf eine rasche Lösung — notfalls auch mit Milliarden-Ausgaben. In der EU sperrt sich vor allem Deutschland gegen überhastete Lösungen, die nur auf Kredit finanziert werden können.

Schuldzuweisungen wies Kanzlerin Angela Merkel zurück. Die Schuldenkrise sei eben nicht allein Problem der Europäer, auch andere Wirtschaftsmächte stünden in der Pflicht, sagte sie. „Hier wird jeder Kontinent seinen Beitrag leisten müssen.“

Schwer verärgert war EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: „Wir lassen uns hier von niemandem belehren.“ Die Krise sei nicht von Europa ausgelöst worden, sondern habe in den USA ihren Ausgang genommen.

Nach der Griechenland-Wahl ließ Merkel allenfalls verhaltene Erleichterung erkennen. Die Kuh ist noch nicht vom Eis. Die auch aus Berlin angeheizten Spekulationen über weniger Druck auf die neue Regierung in Athen fing die Kanzlerin wieder etwas ein. „Wir müssen darauf setzen, dass Griechenland seine Verpflichtungen erfüllt.“ Das vereinbarte „Rahmenprogramm“ müsse eingehalten werden, ein drittes Hilfsprogramm gebe es nicht.