Neue Strategie im Kampf gegen Sucht

Drei Millionen sind zu lange online, 9,5 Millionen trinken zu viel, 16 Millionen rauchen. Regierung setzt auf Prävention.

Berlin. Die Sucht nach Alkohol, Tabak, Schlafmitteln, Internet und Automaten hält Millionen Menschen fest im Griff — die Regierung setzt mit einer neuen Strategie nun auf Aufklärung und Beratung. Dafür beschloss das Bundeskabinett Mittwoch eine „Nationale Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik“, die einen Aktionsplan von 2003 ersetzt.

Allerdings erteilte die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) einem Kurs mit Werbeverboten, höheren Steuern auf Alkohol oder härteren Strafen für den Schnapsverkauf an Jugendliche eine Absage. Onlinesucht soll offiziell als Krankheit eingestuft werden. Spielgeräte in Gaststätten sollen zudem verringert werden.

Dyckmans: „Riskantes Konsumverhalten nimmt immer mehr zu.“ Die Beratungsstellen müssten neue Angebote an besonders betroffene Gruppen machen. Neue Modellprojekte gebe es etwa für alkoholabhängige Senioren, für trinkende Schwangere, für Aufklärung in Betrieben, für Migranten mit Suchtproblemen.

Insgesamt seien die Bundesmittel für Prävention in den vergangenen Jahren leicht auf derzeit insgesamt 12,25 Millionen Euro gesunken. Dyckmans rief Kommunen und Länder auf, Modellprojekte auch mit eigenen Mitteln umzusetzen.

Bei der Tabakwerbung gab es Streit. Ein Vorstoß des CSU-geführten Verbraucherschutzministeriums, die Werbung auch auf Großflächen im Freien zu verbieten, scheiterte laut Dyckmans unter anderem am FDP-geführten Wirtschaftsressort.

9,5 Millionen Deutsche trinken zu viel, 16 Millionen rauchen — fast jeder dritte Mann und eine von fünf Frauen. Rund drei Millionen Menschen sind problematisch oft im Internet oder schon abhängig davon.