Projekt in den USA: Schulschwänzer werden mit Geld in den Unterricht gelockt

In den USA will ein Schulleiter die Schüler mit Prämien auf den rechten Weg bringen.

Cincinnati/Oer-Erkenschwick. In die Schule gehen und dafür Geld kassieren. In Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio ist das jetzt Realität. Mit dem Projekt will eine High School in einem sozial schwachen Viertel der Stadt die Zahl der Schulschwänzer senken.

Gegenüber dem Sender CBS erklärte Schulleiter Ken Furrier die Idee: „Unsere Schülerschaft kommt zu 90 Prozent aus armen Familien. Geld ist ein Anreiz. Wir können sie nicht unterrichten, wenn sie nicht da sind.“

Nun bekommen Jugendliche im Alter von 14 Jahren umgerechnet 7,50 Euro, wenn sie die ganze Woche am Unterricht teilnehmen, nicht zu spät kommen und den Unterricht nicht stören. Ältere bekommen sogar umgerechnet etwa 19 Euro aus einem privat aufgelegten Fonds. Zusätzlich werden für die geläuterten Schüler fünf Dollar pro Woche auf eiem Sparkonto angelegt.

Am Wochenanfang — das Programm läuft seit Montag — soll die Idee bereits Früchte getragen haben. Schulleiter Furrier registrierte eine gegenüber der vergangenen Woche um 15 Prozent gesteigerte Anwesenheitsrate.

Die Schule in Ohio ist nicht die erste, die dem Problem des Schuleschwänzens durch positive Anreize statt Sanktionen beikommen möchte. An einer Berufsschule im französischen Marseille locken Gratis-Tickets zu Fußballspielen der ersten französischen Liga.

Dabei setzt man auf eine Art Gruppendruck. Denn die Prämien bekommen nicht einzelne Schüler, sondern die Klassen mit den niedrigsten Schulschwänzerraten. Der Gedanke: Die Jugendlichen setzen so ihre fauleren Mitschüler unter Druck, dass die Klasse das gesetzte Ziel — möglichst wenige Fehltage — erreicht.

Auch in Deutschland hat es schon eine ähnliche Initiative gegeben. So preschte Anfang 2009 Oer-Erkenschwick mit der Idee für eine Eltern-Bonuskarte vor. Das Jugendamt der Ruhrgebietsstadt hatte sich ein Bonussystem ausgedacht. Auf einer Karte sollten sich die Eltern, die sich bisher wenig kooperativ gezeigt hatten, positives Verhalten per Stempel bescheinigen lassen.

Beispiel: Vier Wochen pünktlich das Kind in die Schule gebracht — Stempel. Erziehungskursus in der Volkshochschule besucht — Stempel. Beim Kinderarzt gewesen — Stempel. Wenn genügend Stempel gesammelt worden wären, sollte sich das auszahlen. Mit einer Belohnung im Wert von 100 Euro.

Die Idee: Eltern, die ihre Erziehungspflicht vernachlässigen, sollten auf den rechten Weg gebracht und so kostspielige Heim-Einweisungen vermieden werden. Die seien nämlich am Ende für die Gesellschaft viel teurer als der für das Bonussystem veranschlagte Betrag, so der Gedanke.

Und was ist aus der Idee geworden? Eine Nachfrage bei Stadtsprecher Peter Raudszus lässt diesen hörbar durchatmen. „Die Reaktionen damals waren dermaßen heftig, die Proteste so massiv, dass wir das Projekt wieder eingestampft haben.“

Man habe zahlreiche böse Briefe und Emails von Eltern bekommen, warum nicht auch sie, die sie doch ihr Kind regelmäßig zur Schule schickten, eine Prämie bekämen. „Es gab damals keine Chance, mit den positiven Aspekten der Idee durchzudringen“, sagt Raudszus. Die Stadt wolle das Projekt denn auch nicht noch einmal aufgreifen.