Niederländer empört über die deutsche Maut
An der Grenze zu NRW regt sich Widerstand. Einzelhandel in Aachen fürchtet Nachteile.
Aachen. Im äußersten Westen Nordrhein-Westfalens ist man vielleicht schon in Belgien oder in Holland, ohne es zu merken. Der Stadtrand von Aachen geht nahtlos ins niederländische Vaals über. Es kommt nicht von ungefähr, dass das Städtchen sich als „Kleine Schwester von Aachen“ bezeichnet. Jetzt gibt es aber die deutschen Maut-Pläne, und plötzlich zerbrechen sich die Menschen im Dreiländereck wieder den Kopf über Grenzen.
Adriaan Bos, Inhaber eines niederländischen Ausflugslokals
Die Empörung ist groß bei den Nachbarn. Die Regierung in Den Haag protestierte bereits und forderte eine Prüfung der EU-Kommission, ob die Maut mit europäischem Recht vereinbar ist. Und der niederländische Automobilclub ANWB startete eine Kampagne — Bürger können online eine Petition gegen die Mautpläne unterzeichnen, die dem europäischen Parlament vorgelegt werden soll.
„Das ist nicht europäisch“, sagt in Vaals Adriaan Bos. Der Niederländer führt ein Ausflugslokal am Dreiländerpunkt, wo belgische, deutsche und niederländische Grenze an einem gemeinsamen Grenzstein zusammenlaufen. „Die Maut ist nicht gut für den Tourismus.“ Vom Dreiländerpunkt aus machen Touristen Rundreisen: Maastricht, Lüttich, Aachen, Köln. „Wenn sie nach Deutschland kommen, stehen sie dann wieder vor einer Grenze und müssen zahlen. Was ist das für eine Gastfreundschaft?“, fragt Bos.
Nico Schrijnemakers fährt regelmäßig zum Tanken über die Grenze, auch mal nach Aachen in die Stadt. Ob sich das noch lohnt, wenn die Maut wirklich kommt? Solche Überlegungen sind Wasser auf den Mühlen von Manfred Piana, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Aachen. „Bisher fahren die Leute über die Grenze, ohne groß nachzudenken“, sagt er. Wer keine Jahresvignette kaufe, werde künftig jede Fahrt auf die Waagschale werfen. „Jetzt sollen sie auch noch Eintritt bezahlen, wenn sie nach Deutschland kommen.“ Ähnliche Befürchtungen gibt es in der Landespolitik. NRW-Chef Armin Laschet, selbst Aachener, warnte bereits vor Verlusten für den Tourismus und den Einzelhandel.