Noch 24 848 Lehrstellen frei in NRW
In NRW haben Bewerber hervorragende Chancen. Wer sich beeilt, kann schon in drei Wochen anfangen.
Düsseldorf. Industrie und Handwerk suchen dringend Auszubildende. Die ersten Lehrlinge haben zwar zum 1. August schon ihre Stelle angetreten, doch noch immer sind deutschlandweit zehntausende Lehrstellen frei. Laut Arbeitsagentur gibt es allein in NRW 24 848 freie Ausbildungsplätze. In unserer Region bieten allein IHK und Handwerkskammer 500 beziehungsweise 350 Stellen an.
Dem gegenüber stehen 32 949 unversorgte Bewerber in NRW. „Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich zu Gunsten der jungen Menschen entspannt, und das wird auch so bleiben, wegen des demografischen Wandels“, sagt Reinhold Weiß, Vize-Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der Abgleich von Angebot und Nachfrage funktioniert nicht immer.“
„Auch wer sich jetzt noch bewirbt, hat gute Chancen, zum 1. September eine Lehrstelle zu finden“, sagt Carmen Bartl-Zorn von der Bergischen IHK in Wuppertal. „Wir haben noch mehr als 100 freie Stellen.“ Ein besonders hoher Bedarf bestehe im IT-Bereich und der Gastronomie.
Die IHK Mittlerer Niederrhein in Krefeld meldet hingegen Bedarf in den Lagerberufen. Deutschlandweit werden Köche und Einzelhandelskaufleute gesucht. „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist hoch, einige bilden vorausschauend aus, denn wegen des demografischen Wandels ist es schwer, geeignete Bewerber zu finden“, sagt Bartl-Zorn.
Ungewöhnlich ist, dass nicht nur Ausbildungsplätze in mitunter weniger beliebten Berufen wie Metzger oder Bäcker angeboten werden, sondern auch jetzt noch Bürokaufleute gesucht werden.
Einen Grund dafür sieht Arnd Thierfelder, Weiterbildungsleiter der IHK Mittlerer Niederrhein, in der Tatsache, dass sich viele junge Menschen mehrfach bewerben — und erst kurzfristig für das beste Angebot entscheiden. „Dieses Last-Minute-Geschäft ist ein recht neues Phänomen“, sagt Thierfelder.
Obwohl etliche Stellen frei sind, wurden bis Ende Juli mehr Ausbildungsverträge geschlossen als 2011. Bei der IHK Niederrhein wurden 3845, bei der Bergischen IHK 1698, bei der Düsseldorfer Handwerkskammer 4230 Ausbildungsverhältnisse eingetragen — zwei bis 2,5 Prozent mehr als 2011, trotz geburtenschwacher Jahrgänge. Die Gründe: die stabile Wirtschaftslage und die Tatsache, dass junge Menschen, die 2011 abgelehnt wurden, eine Chance bekamen.