Nordirland: Straßenschlachten in Belfast

Katholische Jugendliche fordern die Polizei heraus.

London. Randale in Belfast: Erneut gehen Bilder von brennenden Autos und vermummten Steinewerfern um die Welt. Während die Polizei vergeblich darauf wartet, dass den katholischen Teenagern der Dampf ausgeht, nimmt das Image Nordirlands weiter Schaden.

Seit Sonntagnacht liefern sich Jugendliche im katholischen Viertel Ardoyne eine Schlacht mit der Polizei. Ein Bus wurde gekidnappt, der Fahrer gezwungen, mit Sprengstoff zur Polizeistation nach Woodburn zu fahren.

Dort stellte sich die Ladung als Attrappe heraus. Am Wochenende lenkte ein Randalierer sein Auto in eine Menschenmenge und verletzte mehrere Passanten schwer. Glimpflich ging ein Brandanschlag auf den neuen Express-Zug von Dublin nach Belfast aus.

Mehr als 80 Polizisten wurden bereits verletzt - eine Beamtin sogar schwer, als johlende Kinder sie mit Steinwürfen vom Dach eines Hochhauses trafen.

"Die Krawalle sind nicht repräsentativ für die Mehrheit, die an einer friedlichen Zukunft arbeitet", betonte indes Vize-Polizeichef Alistair Finlay. Doch längst ist der Plan der Sicherheitskräfte, die Gewalt ins Leere laufen zu lassen, in die Kritik geraten.

Verhaftungen hat es bisher kaum gegeben. So sah es auch am Donnerstag nach vier unruhigen Nächten in Folge nicht nach einem Ende der Krawalle aus. Um eine Eskalation wie am Bloody Sunday 1972 zu verhindern, wollen die Einsatzkräfte sich weiter zurückhalten.

Die Tatsache, dass nun Kinder und Jugendliche die Konfliktlinien säumen, macht die Situation noch brisanter. "Von Acht- bis 18-Jährigen sind alle Altersklassen vertreten", sagt Gary Donegan, Priester in Ardoyne. Die Polizei spricht von Krawallmachern, die Minderjährige als Schutzschild einsetzen: "Die benutzen kleine Kinder wie Sandsäcke."

Doch die Unruhen von Ardoyne sind mehr als nur der ruppige Start von Belfaster Kindern in die Sommerferien. Erwachsene Krawallmacher sind offenbar auch von außerhalb angereist mit der Absicht, den zerbrechlichen Friedensprozess gewaltsam zu torpedieren.

"Wir können nicht ausschließen, dass sie versuchen, Tote in den eigenen Reihen zu provozieren, um neue Märtyrer zu schaffen", so die Polizei.