Nun soll Sarrazin auch die SPD verlassen – freiwillig
Nach dem Rückzug aus dem Bundesbank-Vorstand wächst der Druck der Partei auf das umstrittene Mitglied.
Berlin. Nach dem Rückzug von Thilo Sarrazin aus dem Bundesbankvorstand hat die SPD ihr umstrittenes Mitglied aufgefordert, die Partei auch freiwillig zu verlassen.
Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, sagte: "Wenn Sarrazin der Politik insgesamt den Kampf ansagt, dann soll er den gleichen Schritt tun wie bei der Bundesbank und die SPD aus freien Stücken verlassen."
Am Montag will der SPD-Parteivorstand entscheiden, ob er dem Ausschlussverfahren der Berliner SPD gegen Sarrazin beitritt. Der frühere SPD-Fraktionschef Peter Struck sieht einen Parteiausschluss skeptisch. Es wäre besser, das SPD-Mitglied wegen seiner Thesen über Zuwanderer einfach zu ignorieren, statt gleich "die große Keule" herauszuholen, sagte Struck.
Sarrazin hatte am Donnerstagabend zu Beginn der Lesetour für sein umstrittenes Buch "Deutschland schafft sich ab" seine Entscheidung erklärt. Er hatte den Posten bei der Bundesbank seit Mai 2009 inne. Er wird sich ohne Abfindung aus dem bis 2014 laufenden Vertrag zurückziehen.
Zur Nachfolge Sarrazins in der Bundesbank-Spitze wollten sich Sprecher von Bundesregierung und Finanzministerium nicht äußern. Das Vorschlagsrecht liegt bei Rheinland-Pfalz und dem Saarland. "Die beiden Länder werden rechtzeitig einen Vorschlag machen", sagte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Finanzministeriums.
Erleichterung über den Rückzug Sarrazins herrschte am Finanz- und Bankenplatz Frankfurt. "Ich halte das für eine sehr honorige, einvernehmliche Lösung, die quälende Diskussionen für alle Beteiligten beendet hat", sagte der Geschäftsführende Vorstand des Deutschen Aktieninstitutes, Rüdiger von Rosen.