Obama vertagt den Angriff auf Syrien
Kongress soll über Militärschlag abstimmen. Angeblich gibt es Beweise für den Einsatz von Sarin. Proben werden ab am Montag untersucht.
Washington/Damaskus. Der Militärschlag der USA gegen das syrische Regime ist ungewiss. US-Präsident Barack Obama kündigte am Wochenende an, nur mit Zustimmung des Kongresses angreifen zu wollen. Damit ist ein sofortiger Angriff auf Damaskus ausgeschlossen, weil die Abstimmung nicht vor dem 9. September erfolgen dürfte. Zudem sind die Mehrheitsverhältnisse in Washington alles andere als klar, so dass Obama um jede Stimme kämpfen muss.
In einer Ansprache im Garten des Weißen Hauses erklärte Obama am Samstag, er sei zwar überzeugt, dass die USA angreifen sollten, um einen Giftgas-Einsatz des syrischen Regimes mit mehr als 1400 Toten zu bestrafen: „Ich bin bereit, den Befehl zu geben“, betonte er. Die USA seien aber stärker, wenn dies vom Kongress getragen werde.
Nach US-Erkenntnissen wurde im syrischen Bürgerkrieg das Nervengas Sarin eingesetzt. Dies hätten unabhängige Untersuchungen von Blut- und Haarproben ergeben, die nach dem Beschuss eines Vorortes von Damaskus von Helfern zur Verfügung gestellt wurden, sagte Außenminister John Kerry am Sonntag dem US-Sender CNN. Das Nervengas Sarin zählt zu den giftigsten Kampfstoffen überhaupt.
Die syrische Opposition kritisierte, der Aufschub gebe dem Regime in Damaskus Zeit, seine Soldaten und Waffensysteme in Sicherheit zu bringen. Die Nationale Syrische Koalition warnte am Sonntag, in den vergangenen Tagen seien weitere Artilleriegeschütze, Raketen und Truppen in Wohngebiete sowie auf das Gelände von Universitäten und Schulen verlegt worden. Dadurch werde ein Angriff auf rein militärische Ziele deutlich erschwert. Das Oppositionsbündnis mit Sitz in Istanbul befürwortet deshalb einen raschen Militärschlag gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad.
Bis zur Rede Obamas am Samstag war erwartet worden, dass die USA kurz nach der Abreise der letzten UN-Chemiewaffenexperten aus Damaskus einen ein- oder zweitägigen Militärschlag starten würden.
Die Untersuchung der von den UN-Chemiewaffenexperten gesammelten Proben soll am Montag beginnen. Zwei syrische Beamte sollten bei der Untersuchung zugegen sein. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drängte den inzwischen nach Den Haag zurückgekehrten Leiter des Expertenteams, Åke Sellström, am Sonntag Morgen in einem Telefongespräch erneut zur Eile. Die beiden hätten darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es zur Beschleunigung des Untersuchungsprozesses gebe. dpa