Aachener Erklärung Polizei macht international Front gegen Einbrecherbanden
Täter sind schnell, mobil und kennen keine Grenzen. Mit „Aachener Erklärung“ wollen ihnen sechs Minister das Handwerk legen.
Aachen. Die Täter kommen mit Vorliebe tagsüber, schlagen schnell zu und verschwinden dann so flott und unauffällig, wie sie gekommen sind, wieder über die Grenze: Internationale Einbrecherbanden sind derzeit vor allem im Westen der Republik kaum zu stoppen. Zu unbeweglich erscheinen die Polizeiapparate der einzelnen Länder, zu schlecht ist der Informationsaustausch untereinander. In einer „Aachener Erklärung“ geloben die Innenminister aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden sowie die Landesinnenminister aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland- Pfalz und Niedersachsen nun Besserung: Gestern wurde eine entsprechende Absichtserklärung im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit viel Brimborium unterzeichnet. Geplant sind unter anderem ein besserer Informationsaustausch, gemeinsame Ermittlungsgruppen und abgestimmte Kontrollmaßnahmen. Ein erster Aktionstag soll noch im November für Aufsehen sorgen.
Die Stadt Aachen stand an diesem Tag nicht grundlos im Mittelpunkt: Aufgrund der Lage im Dreiländereck haben es Täter hier besonders einfach. Die Banden reisen für ihre Beutezüge sogar aus dem Kaukasus an. Das Risiko für die Täter ist denkbar gering: 2014 betrug die Aufklärungsquote von Einbrüchen in NRW weniger als 14 Prozent, lediglich 1,76 Prozent der Täter wurden von einem Gericht verurteilt. Die dem Organisierten Verbrechen zuzuordnenden Banden konnten stets darauf vertrauen, dass die sie den Ermittlern um Längen voraus sind: Selbst wenn die Einbrecher für die Niederländer alte Bekannte waren, wussten das die deutschen Ermittler längst noch nicht. Grenzen eben, aber nur für die Ermittler. Das soll sich in Zukunft ändern. Bundesinnenminister Thomas de Maizière ließ in Aachen allerdings durchblicken, dass eine Trendwende noch in weiter Ferne liegt. Der CDU-Politiker wünscht sich deshalb mehr Handlungsspielräume für die Fahnder, unter anderem durch eine Überwachung von Autokennzeichen, ein erhöhtes Strafmaß für Einbruchsdiebstahl sowie effektive Möglichkeiten zur Beschlagnahme von illegal erlangtem Vermögen. Seit rund zehn Jahren steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche kontinuierlich. 2015 wurden bundesweit mehr als 167 000 Einbrüche und Einbruchsversuche registriert, fast zehn Prozent mehr als im Jahr 2014. Die Aufklärungsquote lag bundesweit bei rund 15 Prozent. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin besonders häufig betroffen. Bei den Flächenländern steht NRW an der Spitze.