Presseskandal lässt Cameron nicht los
Der britische Premier sagte vor Untersuchungsausschuss aus.
London. Premier David Cameron ist es am Donnerstag in einer siebenstündigen Live-Anhörung nicht gelungen, aus dem Schatten des größten Presseskandals der britischen Geschichte herauszutreten. Im Gegenteil: Die detaillierte Befragung hat gezeigt, wie eng verbandelt der Regierungschef mit dubiosen Vertrauten von Rupert Murdoch war. Illegale Recherchemethoden bei den Boulevardblättern des Medienmoguls hatten den Skandal 2011 ins Rollen gebracht.
Statt Kritik und Kontrolle zwischen Presse und Politik gab es zuckersüße Schmeicheleien: Die sonderbare Freundschaft zwischen Ex-Chefredakteurin Rebekah Brooks und David Cameron haben Juristen am Donnerstag öffentlich und mit forensischer Akribie seziert.
In der Aufarbeitung rabiater und zum Teil krimineller Recherchemethoden war dies der vorläufige Höhepunkt: Aktenklau, gehackte E-Mails und Mailboxen oder geschmierte Polizisten sind in dem Skandal nur die journalistische Fußarbeit; der erstaunliche Schmusekurs zwischen Regierungschef und Medienmanagerin jedoch die hohe Kunst der Manipulation.
Und so zerrte Lordrichter Brian Leveson alte Kontakte, intime Abendessen und SMS des Regierungschefs ans Licht — sieben Stunden lang, ein Marathon, in dem Cameron mehrfach strauchelte. Dass er auf Rupert Murdochs Yacht in der Ägäis wohl auch mit dem Medienmogul persönlich gesprochen hatte, fiel dem auf die Bibel vereidigten Premier erst auf Nachfrage wieder ein. Regelmäßig haben die beiden telefoniert, laut Cameron „hauptsächlich über Themen wie Wirtschaft, globale Märkte und Afghanistan“.
„Die Verbindung zwischen Politik und Presse ist sicher zu eng“, räumte der Premier ein, bestritt aber, dass er politische Maßnahmen im Tausch für publizistische Unterstützung ergriffen habe. Das war auch gar nicht nötig, wie SMS zwischen der Ex-Chefredakteurin und Cameron zeigen. Offenbar wusste jeder in stillschweigender Übereinkunft, wie dem anderen zu helfen war. Zwischen 800 und 5000 Briten sollen Opfer der Lauschangriffe gewesen sein.