Regierung wirft Rating-Agentur Rechenfehler vor

Das Finanzministerium betont, die Bonitätsberechnung beruhe auf falschen Zahlen. Standard & Poor’s hält dagegen.

Washington. Das US-Finanzministerium ist sich sicher: Ein Rechenfehler ist schuld an der Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor’s. Für diese gehört die größte Volkswirtschaft der Welt seit Freitag nicht mehr zu den kreditwürdigsten Staaten. Doch die verschlechterte Bewertung von Topnote AAA auf AA+ ist nach Ansicht der US-Regierung einem Fehler geschuldet, durch den zwei Billionen Dollar bei der Berechnung nicht berücksichtigt wurden.

Dieser Lapsus wecke Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ratingagentur, heißt es im Finanzministerium. Das sieht Standard & Poor’s anders: Verantwortlich für die Herabstufung seien nicht nur bloße Zahlen, sondern auch die tiefen politischen Gräben.

Ein „grundlegender mathematischer Fehler mit erheblicher Konsequenz“ — mit diesen Worten beschreibt John Bellows vom US-Finanzministerium, wie Standard & Poor’s zu dem Schluss kommen konnte, die Kreditwürdigkeit seines Landes herabzustufen. Bei der Berechnung der Schuldenentwicklung für die nächsten zehn Jahre habe die Ratingagentur fälschlicherweise zwei unterschiedliche Zeitschienen miteinander vermischt, schreibt er auf der Internetseite des Ministeriums. Wäre dies nicht passiert, hätte Standard & Poor’s für das nächste Jahrzehnt Ausgabenkürzungen von vier Billionen Dollar errechnen können — so viel, wie die Agentur vor kurzem selbst verlangt hatte, um die nun erfolgte Herabstufung doch noch zu vermeiden.

Standard & Poor’s nennt indes auch die zu befürchtende Dauer-Lähmung des Politikbetriebs in Washington als einen Grund für die Herabstufung der Kreditwürdigkeit. „Es sollte niemanden überraschen, dass wir uns auch den Prozess anschauen, in dem Politik gemacht wird“, sagte S&P-Manager David Beers. Und selbst eine Berechnung mit den Zahlen wie sie die US-Regierung fordere, ändere nichts daran, dass die US-Schuldenquote unter den „plausibelsten Annahmen“ in den nächsten zehn Jahren steigen werde, sagte der S&P-Verantwortliche John Chambers.