Bange Blicke auf die Börsen

Nach der Herabstufung der US-Bonität befürchten Politik und Wirtschaft den Kollaps der Märkte.

Washington. Die Angst vor einem Crash geht um: Nachdem die Vereinigten Staaten erstmals in der Geschichte die Bestnote als zuverlässiger Schuldner verloren haben, wartet die Welt gebannt auf den Handelsstart mit Aktien, Anleihen und Devisen zum Wochenbeginn.

Nach der dramatischen Talfahrt der Börsen ist die Sorge groß, dass sich der Kursrutsch fortsetzt, die flaue US-Konjunktur weiter leidet und all dies die Weltwirtschaft in einen neuen Abwärtsstrudel reißt. Die arabischen Börsen brachen am Sonntag bereits ein.

Und das alles womöglich wegen eines Fehlurteils? Laut US-Regierung basiert die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA von der Bestnote AAA auf AA+ durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) auf falschen Zahlen. Zwei Billionen Dollar seien bei den Berechnungen schlicht nicht berücksichtigt worden, hieß es.

Bei S&P will man davon nichts wissen. Im Gegenteil. Am Sonntag ging die Ratingagentur noch einmal in die Offensive. S&P-Chef John Chambers sprach von einem „negativen Ausblick“ und einer Eins-zu-drei-Chance, dass die Kreditwürdigkeit der USA innerhalb der nächsten zwei Jahre weiter herabgestuft würde. „Die Europäer haben zum Umgang mit ihren hoch verschuldeten Randstaaten wenigstens ein Konzept. Wie die USA aber ihre Schulden in den Griff bekommen wollen, das ist völlig unklar.“

Die Telefondrähte glühten heiß zwischen Politikern der Euro-Zone. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy beriet sich mit dem britischen Premier David Cameron. Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verständigten sich darauf, vorerst keine Erklärungen abzugeben.

Scharfe Kritik kam hingegen aus China. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb: „Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen.“ Als größter Gläubiger habe China jedes Recht zu verlangen, „dass die USA ihre strukturellen Schuldenprobleme in den Griff bekommen und die Sicherheit chinesischer Dollar-Anlagen sicherstellen“.

Die Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrienationen (G7) sprachen am Abend in einer kurzfristig anberaumten Telefon-Konferenz über die heftigen Irritationen an den weltweiten Finanzmärkten.

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