Ein Weckruf für die USA

Herabstufung wäre schon viel früher fällig gewesen

Die Entscheidung der Ratingagentur S&P, die Topbonität der USA herabzustufen, ist nicht nur berechtigt, sie wäre viel früher fällig gewesen. Wenn ein Land mehr Schulden hat, als die gesamte Wirtschaft an Waren und Dienstleistungen produziert, dann sollte das für Gläubiger Grund zur Sorge sein. An diesem Indikator, der Schuldenquote, gemessen, stehen die USA mit der Ausnahme Griechenlands schlechter da als sämtliche Krisenstaaten der Eurozone.

Kaschiert wurden die Probleme bisher lediglich von der Schuldenkrise in Europa sowie einem sakrosankten Grundsatz des globalen Finanzsystems: Die USA sind der wichtigste Eckpfeiler des Weltfinanzsystems. Dass amerikanische Staatsanleihen eine bombensichere Anlage sind und der Dollar die Leitwährung bleibt, ist nun keine Selbstverständlichkeit mehr.

Was bedeutet die Entscheidung für Europa? Die Nervosität an den Finanzmärkten dürfte überall zunehmen. Auch spricht einiges dafür, dass der Euro gegenüber dem Dollar zulegt. Zinssteigerungen, die den Aufschwung bremsen, könnten ebenfalls eine Folge sein. So oder so dürfen die hoch verschuldeten EU-Krisenstaaten sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen und müssen trotz der Probleme in den USA den eingeschlagenen Sparkus unbeirrt fortsetzen.

In den USA hingegen sollte die Herabstufung sämtlichen Akteuren, Anlegern und Politikern als Weckruf dienen: Amerika hat viel zu lange über seine Verhältnisse gelebt. Ebenso wie Verbraucher, die ihren Konsumrausch mit Plastikgeld finanzieren, haben Politiker die Wirtschaft mit Schulden gestützt. Es begann unter George W. Bush mit unbezahlbaren Kriegen in Afghanistan und Irak. Es ging weiter unter Barack Obama, der mehr als eine Billion Dollar ausgab, um die weltgrößte Volkswirtschaft aus der Rezession zu führen, aber immer noch mit einer kränkelnden Konjunktur zu kämpfen hat. Nun sind rabiate Sparmaßnahmen angesagt. Damit aber werden sich die USA, für die Sparen ein Fremdwort ist, schwertun.

Leidtragender könnte Obama sein, der nun als erster Präsident in der Geschichte über eine Wirtschaft wacht, deren Spitzenposition bedenklich ins Wanken geraten ist. Für seine Chancen auf eine Wiederwahl im kommenden Jahr verheißt das nichts Gutes.

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