Saif al-Islam: Der Sohn
Saif al-Islam wirkt wie ein Sieger, als er Dienstagnacht vor dem Hotel Rixos in Tripolis auftaucht. 24 Stunden zuvor hatten die Rebellen seine Festnahme gemeldet. Doch dann fährt der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Gaddafi-Sohn plötzlich vor dem Journalisten-Hotel vor, verkündet den Sieg des Gaddafi-Regimes und lädt die Reporter zu einer Rundfahrt durch von Regierungstruppen kontrolliertes Gebiet ein.
Ob Saif al-Islam aus der Hand der Rebellen freigekommen ist, oder ob er sich nie in ihrer Gewalt befunden hatte, bleibt offen. So oder so: Für die Rebellen ist sein Auftritt ein schwerer Schlag.
Lange Zeit galt der Absolvent einer Londoner Universität als das liberale Gesicht des Gaddafi-Clans — smart und weltmännisch. Er studierte in Tripolis, Wien und London Architektur und Wirtschaft. Skandale kannte man nicht von ihm. „Wir in Libyen träumen von Demokratie“, hat Saif einst gesagt. Was davon zu halten ist, zeigte sich im Februar. Da trat der Mann mit der hohen Stirn und der Brille plötzlich als Scharfmacher ins Rampenlicht und warnte vor einem Islamisten-Staat. Seither galt Saif al-Islam als Sprachrohr des strauchelnden Gaddafi-Regimes. dpa