Sarrazin löst Welle der Empörung aus

Verdi nennt Äußerungen des Bundesbankvorstandes „rechtsradikal“.

Berlin. Die Entrüstung über die jüngsten Äußerungen von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin (SPD) über Berlin und einige seiner Einwohner schlägt immer höhere Wogen. Scharfe Kritik kam gestern von der Gewerkschaft Verdi, den Grünen und aus Sarrazins eigener Partei. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin wegen Verdachts auf Volksverhetzung.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick sagte der "Frankfurter Rundschau": "Diese Äußerungen finde ich widerlich." Der im Verdi-Vorstand für den Finanzsektor zuständige Gewerkschafter Uwe Foullong bezeichnete die Bemerkungen als "skandalös" und "rechtsradikal".

Die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl forderte sogar ein Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin. "Nach diesen Äußerungen ist Thilo Sarrazin in der Sozialdemokratie untragbar", sagte sie der "Rheinischen Post".

"Die Parteigliederung, bei der Herr Sarrazin Mitglied ist, sollte ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn einleiten." Sarrazin habe sich nicht zum ersten Mal abfällig über sozial Benachteiligte geäußert: "Er ist schon lange kein Sozialdemokrat mehr."

Der frühere Berliner Finanzsenator Sarrazin hatte sich in einem Interview mit der Zeitschrift "Lettre International" äußerst kritisch zur sozialen und politischen Lage in Berlin geäußert. Besonders hart war Sarrazin mit türkischen und arabischen Einwanderern ins Gericht gegangen. Große Teile von ihnen seien "weder integrationswillig noch integrationsfähig".

Sie hätten "keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel". Weiter wurde er zitiert: "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue Kopftuchmädchen produziert."

Nach der heftigen Kritik war Sarrazin zurückgerudert und hatte erklärt, nicht jede Formulierung sei "gelungen" gewesen. Es sei nicht sein Ziel gewesen, "einzelne Volksgruppen zu diskreditieren". Er fügte hinzu: "Sollte dieser Eindruck entstanden sein, bedauere ich dies sehr und entschuldige mich dafür."