Schwindel mit Bioprodukten

Falsche Öko-Waren aus Italien wohl auch in Deutschland.

Rom. Außen „Bio“, drinnen ganz normale Ware: Ein mutmaßlicher Großbetrug mit gefälschten Öko-Lebensmitteln in Italien hat auch die deutschen Behörden alarmiert. Es seien Lieferlisten angefordert worden, um Daten an die Bundesländer und die dortigen Kontrollstellen weiterleiten zu können. Das teilte das Verbraucherministerium mit.

Zuvor hatte die Polizei im norditalienischen Verona 2500 Tonnen vermutlich falsch deklarierte Öko-Waren wie Mehl und Obst beschlagnahmt.

Eine Fälscherbande soll mit dem Schwindel Millionenumsätze gemacht haben. Ein Teil der wohl ganz normalen Produkte soll teuer als Bio-Ware in andere Länder gegangen sein — auch nach Deutschland.

Die Polizei in Italien verhaftete sieben Verdächtige, unter ihnen auch Vertreter von Lebensmittelfirmen. Die mutmaßlichen Fälscher sollen seit 2007 mehrere hunderttausend Tonnen angeblicher Bio-Produkte im Wert von 220 Millionen Euro verkauft haben.

Der Schwindel soll so gelaufen sein: Die vermutlich herkömmlichen Produkte wurden in Italien und Rumänien angekauft. Dann wurden sie zu Öko-Lebensmitteln umdeklariert und schließlich zu höheren Preisen verkauft — außer in Italien auch nach Deutschland, Österreich, in die Niederlande, nach Spanien, Belgien, Frankreich, Ungarn und in die Schweiz. Beschlagnahmt wurden Lebensmittel wie Weizen, Sojabohnen, Mehl und Obst.

„Die Tageszeitung“ berichtete unter Berufung auf die Finanzpolizei in der Provinz Verona von 543 Tonnen Getreide, die nach Deutschland gelangt sein sollen. Es handle sich vor allem um Soja.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn nahm Kontakt mit den italienischen Behörden auf, hieß es im Bundesverbraucherministerium. Wenn man Lieferlisten bekomme, könnten die Bundesländer Waren zurückverfolgen und Produkte wenn nötig vom Markt nehmen. Eine Ministeriumssprecherin betonte jedoch: „Nach bisherigem Kenntnisstand sind gesundheitliche Aspekte der Verbraucher nicht betroffen.“

Deutschland gilt als der größte Markt für Bio-Lebensmittel in Europa. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um etwa zwei Prozent auf 5,9 Milliarden Euro zu, wie der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft bilanzierte. Das entspricht einem Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt von gut drei Prozent. Dabei seien die Importe in den vergangenen Jahren gestiegen. Aus Italien werden etwa Frühkartoffeln und Möhren eingeführt.