Simonis: "Wir Norddeutsche gehen Konflikten nicht aus dem Weg"

Dass Ralf Stegner ein bisschen stur ist, findet Heide Simonis in Ordnung. Allerdings sollte er nicht so bärbeißig sein, meint sie.

Guten Tag, Frau Simonis!

Simonis: Moin.

Kiel ist in politischer Hinsicht nicht zum ersten Mal der Nabel der Republik. Juckt es Ihnen nicht in den Fingern, da wieder an vorderster Front mitzumischen?

Simonis: Nein, das nicht. Ich staune nur, dass die Republik uns Nordlichter mal wieder als putzig oder komisch wahrnimmt, statt die Möglichkeiten zu sehen, die in uns und unserem Land stecken.

Die Parteizentralen in Berlin finden das alles gar nicht putzig. Die wissen, dass Kiel das Epizentrum politischer Erdbeben sein kann, die ganz Deutschland erschüttern.

Simonis: Ja, das ist mit meiner Abwahl im März 2005 ja auch passiert, als ich im Landtag in vier Wahlgängen gescheitert bin. Mit solchen Dingen ganz Deutschland zu erschüttern: Das schaffen nur wir in Schleswig-Holstein.

Simonis: Ne, darauf kann man nicht stolz sein.

Simonis: Ich will nicht sagen, dass meine damalige Abwahl die Ursache ist. Aber die Folge war, dass sich die beiden großen Parteien zu einer Koalition zusammenschließen mussten - zwei Parteien, die sich noch nie gut verstanden haben und die seit der Barschel-Affäre eine Menge Verletzungen mit sich herumtragen.

Simonis: Mir war klar: Wenn kein Geld geflossen ist, kommt das nicht heraus. Damals war das eine schlimme Situation, weil in der Fraktion jeder jeden verdächtigt hat. Mittlerweile ist das überwunden.

Simonis: Wir sind für Neuwahlen. Aber nicht so, wie es Herr Carstensen gerne hätte, indem sich der Landtag auflöst. Nun kommt es zur Vertrauensfrage, und es fällt der SPD schwer, gegen Carstensen zu stimmen: Immerhin haben wir gemeinsam einen schwierigen Haushalt aufgestellt und viele anderen Probleme gelöst. Jetzt soll die Koalition enden, nur - und das pfeifen ja die Spatzen von den Dächern - da zwei sind, die nicht miteinander können.

Simonis: Angesichts der Umfragen wird die SPD schwer rackern müssen. Aber ich darf daran erinnern, dass die Bundeskanzlerin 2005 auch mit einem Bonus durch die Republik lief, dass einem schlecht werden konnte vor Angst. Und dann ist sie knapp an einer Niederlage vorbeigeschrammt. Am Ende fragen die Leute nach Inhalten: Was passiert mit Krümmel? Was wird für Alte, für Kinder, für Schüler, für Polizisten getan?

Simonis: In einer Umfrage der Techniker-Krankenkasse steht, dass die Norddeutschen richtige Raubauzen sind, die Konflikten gerne nicht aus dem Weg gehen. Und sie sind stur wie (war auf dem Band nicht zu verstehen).

Simonis: Wenn es um Krümme geht, bin ich der Meinung, dass er stur bleiben muss. Ansonsten hat er ja selbst gesagt, er würde heute manches anders formulieren. Er hat relativ spät begriffen, dass er nicht immer so bärbeißig sein darf.

Simonis: Ja, auch auf den von Björn Engholm. Wir beide haben ihm gesagt, er solle öfter lächeln. Das war bei einem Parteitag. Und alle haben geklatscht.

Simonis: Wenn man in die Welt setzt, dass der Landtag einer Operation zugestimmt hat, die die Gemüter zurecht derart bewegt, dann finde auch ich kein anderes Wort als Lüge. Es ist auch schwer nachvollziehbar, dass Carstensen hier ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen ist.

Simonis: Ich weiß nicht, ob Hay informiert war. Aber Lothar Hay ist nicht das Parlament, sondern Teil der Regierung. Carstensen hatte aber behauptet, er habe das Parlament unterrichtet.

Simonis: Sie braucht gute Nerven, bessere, als ein Mann sie braucht. Sie müssen in Betracht ziehen, dass alles, was als unmodisch oder exaltiert gilt, gegen sieverwendet wird. Auf Kleidung und Frisuren wird Wert gelegt. Obwohl das alles Schwachsinn ist und es ja eigentlich auf die Fähigkeiten ankommt, ist man gut beraten, das zu beachten.

Simonis: Doch, zum Glück. Das sieht man an der Kanzlerin. Bei Frau Merkel wird heute weniger auf die Frisur geachtet als auf ihre Politik. Das finde ich prima.

Simonis: Nein, definitiv nicht.