Sorgen um den Garantiezins
Niedrigzinsen im Zuge der Euro-Krise machen den Anbietern zu schaffen. Branche betont: Anlagen sind sicher.
Berlin. Medienberichte über angeblich drohende Schieflagen und nicht eingelöste Zinsversprechen bei den deutschen Lebensversicherern sorgen für Unruhe. Die Branche wies die Berichte allerdings am Donnerstag zurück.
„Die Meldung, dass immer mehr Lebensversicherer den Garantiezins nicht mehr in voller Höhe zahlen können, ist falsch“, erklärte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin.
„Die deutsche Lebensversicherung ist sicher.“ Die anhaltenden Niedrigzinsen seien zwar eine große Herausforderung. Für Alarmismus bestehe aber kein Anlass.
Die „Bild“ hatte berichtet, erste Gesellschaften böten ihren Kunden neue Verträge mit schlechteren Konditionen zum Tausch an. Grund sei, dass es für die Anbieter immer schwieriger werde, ihren Versicherten den über Jahrzehnte zugesagten Garantiezins zu zahlen.
Aber auch die schwarz-gelbe Bundesregierung sorgt sich nach einem Bericht des „Handelsblattes“ um die Stabilität der Lebensversicherer und schließt die Schieflage einzelner Anbieter nicht aus. Vor allem für das „schwächste Fünftel“ bestünden bei einer dauerhaft niedrigen Verzinsung von Staatsanleihen erhebliche Risiken.
„Wir können nicht bestätigen, dass einzelne Versicherungsunternehmen erwägen, bei der Finanzaufsicht Bafin die zeitweise Aussetzung der garantierten Zinszahlungen an ihre Kunden zu beantragen“, erklärte dagegen der GDV weiter. Es gebe keine Strategie von Lebensversicherern, Kunden zu einem Wechsel von älteren Verträgen mit höherer Verzinsung in niedriger verzinste Verträge zu bewegen.
Der Branchenverband verwies darauf, dass auch die Finanzaufsicht Bafin erst vor kurzem bestätigt habe, dass die Lebensversicherer ihre Verpflichtungen auch in einer extremen Niedrigzinslage noch „etliche Jahre“ erfüllen könnten. Die Ratingagentur Fitch habe bestätigt, dass deutsche Versicherer auf die Herausforderungen anhaltender Niedrigzinsen gut vorbereitet seien.
Das einst wichtigste deutsche Finanzprodukt hat auch im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise schon seit längerem ein Problem mit den Garantiezinsen. Derzeit müssen Lebensversicherer Neukunden über die Laufzeit eines Vertrages einen Garantiezins von 1,75 Prozent gewähren. Bei Altverträgen sind es vier Prozent.
Die Tendenz ist seit Jahren sinkend. Zugleich sind die Anbieter verpflichtet, Kundengelder in besonders sichere Anlagen wie Bundesanleihen zu investieren.
Seit Monaten werfen aber Schuldtitel des Bundes weniger ab als die Preissteigerungsrate. Das Modell der Lebensversicherung setzt jedoch voraus, dass Zinsen irgendwann wieder steigen. Je länger sie unterhalb der Inflationsrate liegen, desto größer werden die Probleme.
Experten zufolge können viele Anbieter auch den Gleichbehandlungsgrundsatz bereits jetzt nicht mehr einhalten. So müssen Versprechen für Altverträge erfüllt werden, durch das fehlende Geld fallen bei Neu-Verträgen die Zusagen niedriger aus. Was es wiederum für Neukunden unattraktiv macht, einzusteigen. dpa