Spenden: Tue Gutes – und rede nicht darüber
40 US-Milliardäre trennen sich von der Hälfte ihres Vermögens – begleitet von viel Medienrummel. Deutsche dagegen stiften leise.
Berlin. Der vermögendste Deutsche, Karl Albrecht, ist bald fast so reich wie der reichste US-Amerikaner: Spendet Bill Gates wie angekündigt mindestens die Hälfte seiner 53 Milliarden Euro, trennt die Gründer von Microsoft und Aldi nicht mehr viel.
Der Vergleich zeigt: Auch Deutschland hat seine Reichen und Superreichen. Einige setzen ihr Geld für die Gemeinschaft ein. Eine spektakuläre Spendenaktion wie die von Gates und 40 Milliardären in den USA ist hierzulande aber unwahrscheinlich.
Wer etwas abgibt, spendet oder stiftet lieber, und das häufig möglichst geräuschlos. Über Geld spricht man hierzulande eben nicht - weshalb nicht viel darüber bekannt ist, wie großzügig Deutschlands Reiche sind.
Gute Beispiele gibt es viele: In Halle rettet eine vermögende Ärztin mit Millionen einen Friedhof vor dem Verfall, die Witwe eines Schulbuchverlegers lässt Herrenhäuser in Brandenburg sanieren, die Stadt Görlitz freut sich jedes Jahr über 500000 Euro eines anonymen Spenders.
Fachleute sehen eine Wiedergeburt der "Philantrophie", was so viel bedeutet wie Menschenliebe. Dass andere mit ihren Millionen lieber Fußballclubs finanzieren und sich dafür feiern lassen, bleibt außer Acht.
Mindestens 140 der 300reichsten Familien in Deutschland haben nach Recherchen der Uni Heidelberg Stiftungen gegründet. Doch dahinter steckt nicht immer nur "Menschenliebe". Als kürzlich Karl Albrechts Bruder Theo - mit vom Magazin Forbes geschätzten 16,7 Milliarden Dollar immerhin der drittreichste Deutsche - starb, teilte das Unternehmen mit, das Vermögen sei in nicht auflösbaren Stiftungen gebunden. Der Unternehmer sicherte mit der Stiftung in erster Linie sein Lebenswerk - die Nachfahren können nun nichts kaputt machen.
Wer stiftet und spendet, kann damit auch Steuern sparen, wie Vermögensteuer-Verfechter Lehmkuhl kritisiert. "Mit Spenden und Stiftungstätigkeit wird dem Staat Geld entzogen", sagt er. Stifter und Spender verteilten ihr Geld "nach Gutsherrenart". Millionär Lehmkuhl hält es für besser, wenn der Staat die Reichen über Steuern erleichtere und dann demokratisch entscheide, was mit dem Geld geschieht.
Dagegen könnte sprechen, dass das einkommensstärkste Zehntel der Einkommensteuerpflichtigen schon jetzt mehr als die Hälfte des Aufkommens an die Staatskasse überweist. Der Deutsche Spendenrat hält das "Giving Pledge" der US-Milliardäre denn auch für vorbildlich. Auch Deutschland könne solche Initiativen gut vertragen, meint Geschäftsführerin Daniela Felser.
Der Ökonom Georg von Schnurbein macht da wenig Hoffnung. "Ich denke, dass das ganze eine sehr amerikanische Maßnahme ist", sagte der Experte für Stiftungsmanagement. "In den USA ist seit jeher ein starkes privates Engagement für das Gemeinwesen verankert." In Deutschland mit seiner langen Sozialstaatstradition verlässt man sich lieber auf die öffentliche Hand.