Kein Ablasshandel
Dass die Folgefrage kam, war logisch: Wenn US-Milliardäre ankündigen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens spenden zu wollen, möchten viele wissen: Eifern Deutschlands Reiche ihnen nach? - Sie wollen es zumeist nicht tun.
Doch das ist kein Grund zur Empörung.
Denn abgesehen davon, dass es sich in Amerika erstmal überwiegend nur um Absichtserklärungen handelt, kann man die dortige Kultur der Wohltätigkeit nicht unreflektiert auf Deutschland übertragen, wo es zwar durchaus viele bedürftige Menschen gibt, aber der Sozialstaat fast immer den Totalabsturz verhindern kann. Wenn Vermögende hierzulande sich dennoch als Wohltäter betätigen, ist ihnen das hoch anzurechnen. Doch es ist ihre Privatsache.
Im schlechtesten Fall könnten nämlich Spenden sogar als eine Art Ablasshandel dienen. Wenn etwa Unternehmer gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen, sollten sie geschäftlich entsprechend handeln und sich nicht einfach freikaufen.