Steinbrück zeigt Erpresser an
SPD-Chef Sigmar Gabriel wittert Schmutzkampagne. Persönliche Angriffe sind kein Einzelfall.
Bonn. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl sieht sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit einem Erpressungsversuch konfrontiert.
Er sagte am Samstag, dass er Anzeige gegen Unbekannt gestellt und den Erpressungsversuch offengelegt habe. Polizei und Staatsanwaltschaft Bonn ermitteln wegen Nötigung.
Der Erpresser wirft Steinbrück und seiner Frau vor, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben. Der unbekannte Täter drohte damit, dies öffentlich zu machen, falls Steinbrück nicht auf seine Kandidatur verzichte. Steinbrück bestritt die anonymen Anschuldigungen, die SPD-Spitze reagierte empört.
Was er und seine Familie bislang im Wahlkampf erlebt hätten, „geht weit über die Belastungen und Auseinandersetzungen hinaus, was man üblicherweise wird wohl akzeptieren müssen. Dass dazu eine Erpressung gehört, ist jenseits meiner Vorstellungskraft gewesen“. Einen parteipolitischen Zusammenhang sieht Steinbrück aber nicht.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sprach hingegen von einer Schmutzkampagne. „Dieser Erpressungsversuch ist bisher der absolute Tiefpunkt in diesem Wahlkampf“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Gabriel betonte: „Ich hoffe sehr, dass die Verantwortlichen für diese Schmutzkampagne dingfest gemacht und vor Gericht gestellt werden.“
In den USA sind Angriffe im Wahlkampf an der Tagesordnung. Aber auch im politischen Geschäft in Deutschland sind sie nicht ganz neu. So musste Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) 1993 erleben, wie die Beziehung zu seiner heutigen Ehefrau Irene Epple instrumentalisiert wurde, als er Ministerpräsident in Bayern werden wollte. Obwohl viele von der Beziehung wussten und Waigel schon seit Jahren von seiner Frau getrennt lebte — im Kampf um die Staatskanzlei setzte sich Rivale Edmund Stoiber durch.
Steinbrücks Ehefrau Gertrud wies die Vorwürfe in der „Bild“ zurück. Sie und ihr Mann seien Ende der 90er Jahre nach Bonn gezogen. Da sie im Jahr 1999 durch ihren Beruf und den Umzug stark belastet gewesen sei, habe ihre ebenfalls in der Stadt lebende Mutter ihr „zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns saubermachen sollte“, wird Gertrud Steinbrück zitiert. „Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab“, heißt es.
Nach Ablauf des vereinbarten halben Jahres wollte Gertrud Steinbrück die Putzhilfe übernehmen. Den angebotenen Arbeitsvertrag lehnte die Frau aber ab, weil ihr Mann seinen Job und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren hätte. Sie habe nur schwarzarbeiten können, wollte aber wegen ihrer behinderten Tochter in Deutschland bleiben, sagte Gertrud Steinbrück.
Sie fügte hinzu: „Das hat mich sehr berührt. Dennoch habe ich ihr sagen müssen, dass ich sie nicht ,schwarz’ beschäftigen könne.“ Sie sei sich sicher, das Richtige für alle Beteiligten getan zu haben.