Topographie des Terrors: Eine Erinnerungsstätte am Ort der Täter
50 mal 50 Meter groß ist das neue Informationszentrum im Herzen Berlins.
Berlin. Unter dem Pflaster liegt die Terrorzentrale der Nationalsozialisten: 23Jahre nach der ersten provisorischen Ausstellung zur "Topographie des Terrors" hat Bundespräsident Horst Köhler gestern das Geschichtsgelände über den Fundamenten von Gestapo- und SS-Zentrale eröffnet.
Knapp ein Vierteljahrhundert hat Berlin gebraucht, um das historische Epizentrum des NS-Terrors angemessen in die Reihe der umliegenden Erinnerungsorte einzupassen: Die "Topographie", also das "Gelände" des Terrors, liegt zwischen Peter Eisenmans Stelenfeld südlich des Brandenburger Tors und Daniel Libeskinds Jüdischem Museum am anderen Ende der Geschichtsmeile.
Durchs Fenster des neuen Dokumentationszentrums sieht man Görings Reichsluftfahrtministerium, das heutige Finanzministerium. Ein Block weiter liegen die Fundamente der Reichskanzlei und des Führerbunkers.
65 Jahre nach Kriegsende und genau fünf Jahre nach der Eröffnung des Stelenfelds wird mit der "Topographie" eine zweite monumentale Freiluft-Erinnerungsstätte im Regierungsviertel etabliert: Rund acht Millionen Menschen haben Eisenmans Mahnmal für die ermordeten Juden Europas mittlerweile besucht - die provisorische Ausstellung der "Topographie des Terrors" sahen in den vergangenen Jahren etwa 500000 Besucher.
Das Gelände lag bis zum Mauerfall direkt an der Grenze zum Ostteil der Stadt. Auf dem Brachland wuchs ein Robinien-Wäldchen. Erst 1987 erinnerte eine erste Ausstellung an die dunkle Vergangenheit. Doch das Gras durfte noch mehr als zwei Jahrzehnte weiter wachsen.
50 mal 50 Meter groß ist das neue Informationszentrum nach einem Entwurf der Berliner Architektin Ursula Wilms: ein nüchterner Bau für 20 Millionen Euro - kein Architekturmonolith wie 1993 der Entwurf von Peter Zumthor, der am Ende 38 Millionen Euro kosten sollte und schließlich nach bautechnischen Krisen 2004 beerdigt wurde.
Anders als beim Stelenfeld ist hier der Ort der Täter. "Man muss nicht mit gebeugtem Haupt eintreten", sagt Andreas Nachama, Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors".
Dort, wo bis vor 65 Jahren die Vernichtungsbürokraten im Reichssicherheitshauptamt der SS den millionenfachen Mord verwalteten, liegt heute eine weite Schotterfläche. Sie soll mit der Zeit ein bisschen nachgrünen dürfen.
Dennoch: "Das ist kein lieblicher Stadtpark", sagt Nachama. Es ist ein bewegender Ort. Hier kann man herumlaufen, innehalten und so die historische Dokumentation körperlich archivieren.