Unruhen: Gaddafi schickt Söhne ins Feld

Nahost: Proteste jetzt auch in Kuwait, Oman und Jordanien — der Flächenbrand weitet sich aus.

Tripolis. Trotz Panzern und Polizeigewalt lassen sich die Demokratie-Bewegungen in der arabischen Welt nicht einschüchtern. In Bahrain, wo vier getötete Demonstranten zu Grabe getragen wurden, protestierten erneut Tausende gegen die politische Führung des Golfstaates. Auf dem Lulu-Platz im Zentrum Manamas sollen Soldaten neue Proteste verhindern. In Libyen schickt Staatschef Muammar el Gaddafi seine Söhne in die Zentren der Proteste nach Bengasi und Al-Baidha. Unruhen wurden auch aus den Golfstaaten Kuwait und Oman gemeldet, bei Zusammenstößen in der jordanischen Hauptstadt Amman wurden zehn Demonstranten verletzt.

Allein in der libyschen Stadt Al-Baidha sollen seit Donnerstag nach unbestätigten Augenzeugenberichten mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter auch mehrere Soldaten. Die Armee-Brigade von Gaddafis Sohn Chamies habe damit begonnen, die Demonstranten dort zu vertreiben. Sie ist laut einer Depesche der US-Botschaft die am besten ausgebildete und ausgerüstete Einheit der libyschen Streitkräfte. Die Zahl der Toten in der zweitgrößten Stadt Bengasi, wo Gaddafi-Sohnn Al-Saadi aktiv werden soll, wurde mit zehn bis 14 angegeben.

Auf Amateurvideos, die von libyschen Demonstranten ins Netz gestellt wurden, waren mehrere Leichen junger Männer zu sehen. Andere Aufnahmen zeigten Hunderte Demonstranten, die in der Mittelmeerstadt Tobruk ein Denkmal für das von Gaddafi verfasste „Grüne Buch“ niederrissen, in dem der Revolutionsführer einst sein politisches Programm formuliert hatte.

Oberst Gaddafi ließ sich in der Nacht zu Frietag von Anhängern in Tripolis feiern. Auf dem zentralen Grünen Platz nahm er ein Bad in der Menge. In mehreren libyschen Städten waren Gaddafi-Gegner am Donnerstag einem Aufruf zu einem „Tag des Zorns“ gefolgt. Sie zerstörten die in Libyen allgegenwärtigen Bilder des amtierenden Staatschefs.