Wahl-Krimi weltweit im TV

NRW-Wahl: Mehr als 1000 Mitarbeiter von Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsendern berichten aus dem Düsseldorfer Landtag.

Düsseldorf. Die ganze Republik blickt am Sonntag nach Düsseldorf: Die Landtagswahl gilt als die wichtigste innenpolitische Wahlentscheidung des Jahres. Doch genau aus diesem Grund ist auch das internationale Interesse so groß wie noch nie in der Landesgeschichte.

Fernsehteams aus China, Spanien, Schweden, Tschechien und den Beneluxstaaten sowieso, dazu Zeitungsjournalisten aus ganz Europa und sogar Südafrika - von Peking bis Kapstadt ist der Wahl-Krimi am Sonntag also Thema der politischen Berichterstattung. Das unterstreicht die Bedeutung dieses Urnengangs für die Zukunft der schwarz-gelben Bundesregierung, damit auch für die Stabilität Europas in Zeiten tiefer Krisen.

Insgesamt mehr als 1000 Mitarbeiter von Zeitungen, Fernseh- und Rundfunkanstalten haben sich im Landtag angemeldet. Schon vor fünf Jahren - damals wackelte die rot-grüne Bundesregierung in Berlin - war das Interesse groß, dieses Mal ist es noch ein bisschen größer. Damals mussten SPD-Chef Franz Müntefering und Kanzler Gerhard Schröder (SPD) noch am Abend Neuwahlen für den Bund ausrufen. Nun geht es um die Zukunft von Schwarz-Gelb.

Vor dem Landtag am Düsseldorfer Rheinufer gibt es eine große Wiese. Sie ist seit Tagen schon abgesperrt und wird mit Matten ausgelegt. Dort wird am Wahltag der Parkplatz für die großen Übertragungswagen der TV- und Hörfunksender sein. Das ZDF rückt mit einer ganz großen Besetzung an und bekommt für die Livesendung sogar den Plenarsaal als Bühne zur Verfügung gestellt. Die große Bürgerhalle ist für die ARD und den WDR reserviert, die schreibenden und fotografierenden Berichterstatter bekommen Plätze in den großen Sitzungssälen von CDU und SPD zugewiesen.

Die Vorbereitungen für den großen Tag laufen seit Dezember, zahllose Absprachen mussten getroffen werden. So die Frage nach der Stromversorgung: Das normale Netz reicht bei weitem nicht aus, um den Energiehunger der Sendeanstalten und Computer zu befriedigen. Zwar hat die Parlamentsverwaltung Generatoren angemietet, doch gehen die Sender auf Nummer sicher. Sie rücken mit eigener Stromversorgung an.

Aufgrund der Erfahrungen von 2005 - damals gab es Probleme beim Mobilfunk und der Datenübertragung - haben die Experten des Landtags mit den großen Mobilfunkunternehmen gesprochen. Die garantieren für den Wahlabend stabile Leitungen. Dabei werden auf ganz engem Raum im Landtagsgebäude bis zu 3500 Menschen zusammensein und Freunden und Verwandten sowie den Redaktionen die neuesten Ergebnisse und Gerüchte durchtelefonieren wollen.

Deutschland gilt mittlerweile als Vorbild für eine föderale Demokratie. Deshalb kommt heute der Chef der Sozialistischen Partei der Mongolei, Lunde Yan Tchan, nach Düsseldorf, um etwas über freie und geheime Wahlen und deren Organisation zu lernen.

Ist die Wahlschlacht erst einmal geschlagen, müssen die Medien das Gebäude wieder ganz schnell räumen. Schon am Dienstag treten die Fraktionen in ihrer neuen Zusammensetzung erstmals zusammen, am 9. Juni dann erstmals auch der neue Landtag. Und für den 23. Juni ist dann ein Termin für die Vereidigung des Ministerpräsidenten oder der Ministerpräsidentin blockiert - wenn bis dahin die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sind.